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Corona-Impfungen starten wieder: Was Sie zum Impfstoff wissen sollten


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Ab heute in den Praxen
So gut schützt der neue Corona-Impfstoff


Aktualisiert am 18.09.2023Lesedauer: 4 Min.
Impfzentrum in Berlin: Die AfD suggeriert einen Zusammenhang zwischen den Corona-Impfungen und der derzeit erhöhten Sterberate.Vergrößern des Bildes
Corona-Impfung: Ab heute werden die ersten Dosen geliefert. (Quelle: TOBIAS SCHWARZ)

Ab sofort werden die ersten Dosen des neuen Biontech-Vakzins verimpft. Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Thema.

Pünktlich zum Herbst ist eine alte, ungeliebte Bekannte zurück: Corona. Erneut steigen die Infektionszahlen. Parallel dazu startet jetzt die Verimpfung eines neuen modifizierten Impfstoffes. Das sollten Sie über die aktuelle Situation und das neue Vakzin wissen.

Wie ist die aktuelle Corona-Situation in Deutschland?

Laut dem aktuellen Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza, die auch die Covid-19-Zahlen veröffentlicht, wurden in der 35. Kalenderwoche (28. August bis 3. September) 5.102 bestätigte Corona-Infektionen an die Behörde gemeldet. Das Coronavirus wurde bei diesen Menschen mittels eines PCR-Tests nachgewiesen. Doch die Dunkelziffer dürfte weit höher sein, denn längst wird nicht mehr flächendeckend getestet und das Gros der Infektionen bleibt somit unbestätigt. Experten gehen von einer bis zu 90-prozentigen Dunkelziffer aus. Auch die Abwasserkontrollen in den Kläranlagen belegen eine ansteigende Viruslast.

Angesicht steigender Corona-Zahlen rufen Ärzte in Nordrhein-Westfalen zum freiwilligen Tragen von Masken auf. "Gerade wenn sich im Herbst und Winter der Alltag oftmals in geschlossenen Räumen abspielen wird, könnten Masken insbesondere zum Schutz vulnerabler Gruppen medizinisch wieder sinnvoll werden", sagte Frank Bergmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, der "Rheinischen Post" (Montagsausgabe). Das gelte etwa in Alten- und Pflegeheimen.

Für eine neue Maskenpflicht sieht Bergmann aber aktuell keinen Anlass. Der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, forderte in der Zeitung die Wiedereinführung der kostenlosen Bürgertests. "Für viele Familien ist der Kauf von Corona-Tests finanziell nicht möglich", sagte er. Ohne Bürgertest oder Selbsttest bestehe aber die Gefahr, dass Corona übersehen und weitergetragen werde.

Welche Variante bestimmt das Infektionsgeschehen derzeit?

Das Robert Koch-Institut meldet: Dominant – mit einem Anteil von 46 Prozent am Infektionsgeschehen – ist weiterhin EG.5 ("Eris"), eine Subvariante der Omikron-Linie XBB.1.5, die seit dem Frühjahr in Deutschland vorherrschend ist. In Deutschland bislang noch nicht nachgewiesen ist eine Variante, die Experten besondere Sorgen bereitet: "Pirola" (BA.2.86). Sie wurde im Juli erstmals in Dänemark entdeckt und taucht seitdem in verschiedenen Ländern auf, unter anderem in der Schweiz, Südafrika, Israel, den USA und Großbritannien.

Das Besorgniserregende: Verglichen mit XBB.1.5 weist "Pirola" über 30 Mutationen am Spike-Protein auf, mit dem das Virus in die menschlichen Zellen eindringt. Zur Einordnung: Zwischen XBB.1.5 und "Eris" liegen zwei Mutationen. Die hohe Anzahl ist also ungewöhnlich. "Pirola" sei "der auffälligste Covid-Stamm, den die Welt seit der Entstehung von 'Omikron' gesehen" habe, erklärte dazu der Direktor des Genetics Institute am University College London, Francois Balloux. Mehr zur neuen Variante lesen Sie hier.

Im Interview mit t-online erklärte die Münchner Virologin Ulrike Protzer: "Studien deuten darauf hin, dass diese Variante zwar den Immunschutz tatsächlich besser umgehen kann. Sie entzieht sich also der durch Impfung und/oder Infektion aufgebauten Abwehr besser. Allerdings scheint sie auch weniger ansteckend zu sein und wird sich daher vermutlich nicht so rasch verbreiten können. Und noch eine gute Nachricht: Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Erkrankungen bei dieser Variante schwerer verlaufen."

Bislang gibt es noch keinen Nachweis über eine Infektion mit der "Pirola"-Variante in Deutschland. "Aber dass sie auch bei uns ankommt, ist nur eine Frage der Zeit", so Protzer.

Wann starten die Impfungen?

Die ersten Dosen des neuen Vakzins sollen am Montag, dem 18. September ausgeliefert werden und stehen dann zur Verfügung. Wenn Sie zur Risikogruppe gehören (siehe nächste Frage) sollten Sie sich bei Ihrem Hausarzt einen Impftermin geben lassen.

Wer sollte sich impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission empfiehlt Menschen über 60 Jahren, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen und Menschen mit Vorerkrankungen alle zwölf Monate eine Booster-Impfung, vorzugsweise im Herbst. Die Empfehlung gilt auch für medizinisches Personal und Pflegepersonal, das durch seine Arbeit ein erhöhtes Infektionsrisiko hat. Betroffene Personen sollten sich jetzt vor der Wintersaison impfen lassen.

Um welchen Impfstoff handelt es sich?

Hinter dem Handelsnamen "Comirnaty 30 Mikrogramm/Dosis Omicron XBB.1.5" verbirgt sich ein modifiziertes Vakzin von Biontech, das auf die Variante XBB.1.5 (die im Frühjahr und Sommer das Infektionsgeschehen dominierte) zugeschnitten ist. Die aktuell kursierende Variante "Eris" unterscheidet sich nur durch zwei Mutationen am Spike-Protein. Daher geht die Europäische Arzneimittelbehörde (Ema) davon aus, dass der Impfstoff besser gegen die Omikron-Mutante schützt als die bisherigen Impfstoffe.

In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) erklärte Biontech-Gründer Uğur Şahin jüngst: "Das Virus entwickelt sich ständig weiter. Bei neuen Varianten überprüfen wir mithilfe von Labortests, ob Immunantworten, die mit einer Impfstoffversion generiert werden, auch gegen verwandte Varianten schützen. Die Spike-Proteine von EG.5 und XBB.1.5 ähneln sich sehr. Ich glaube daher nicht, dass wir wegen EG.5 den Impfstoff anpassen müssen."

Wirkt der Impfstoff auch gegen "Pirola"?

Vorab: Unklar ist weiterhin, ob sich die neue Variante durchsetzen wird und ob sie irgendwann das Infektionsgeschehen bestimmt. Denn: Sie ist weniger ansteckend. Dennoch scheint sie den bisher aufgebauten Immunschutz durch Impfung und/oder Infektion besser zu unterlaufen.

Experten rätseln noch, ob die nun verfügbaren Impfstoffe gegen die Variante gleich wirksam wären. Die US-Gesundheitsbehörde CDC geht in einer Stellungnahme davon aus, dass der aktualisierte Impfstoff schwere Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte auch bei BA.2.86 wirksam reduzieren wird.

Scott Roberts, Spezialist für Infektionskrankheiten an der Yale School of Medicine, schränkt jedoch ein: "Ich vermute, dass er auch einen zusätzlichen Schutz vor Infektionen bieten wird, aber er wird nicht hundertprozentig sein."

Das sieht auch die Virologin Ulrike Protzer so: "Ich rechne damit, dass die Impfstoffe wirksam sind. Eris und XBB.1.5 unterscheiden sich nur durch wenige Mutationen. Und obwohl Pirola deutlich mehr Mutationen aufweist, zeigen erste Studien, dass auch hier die Impfstoffe wirksam sein können. Sollte sich Pirola also wirklich durchsetzen, zeigen die Impfstoffe dennoch Wirkung. Doch uns muss klar sein: Einen 100-prozentigen Schutz gibt es nicht, trotzdem ist die Impfung unsere wirksamste Waffe."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • RKI-Wochenbericht 35. Kalenderwoche
  • The Guardian: "New Covid variant causing concern among scientists detected in London" (18.8.2023, englisch)
  • yalemedicine.org: "Will BA.2.86 ('Pirola'), the New Coronavirus Variant, Increase COVID-19 Cases?" (31.8.2023, englisch)
  • Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein: "Neuer Corona-Impfstoff XBB.1.5. ab sofort bestellbar" (6.9.2023)
  • CDC: "Update on SARS CoV-2 Variant BA.2.86 Being Tracked by CDC" (30.8.2023, englisch)
  • Interview mit Uğur Şahin in der FAZ: "Zulassungen neuer Krebsmittel von 2026 an möglich" (21.8.2023)
  • Interview mit Ulrike Protzer
  • Empfehlungen der Ständigen Impfkommission
  • Nachrichtenagentur dpa
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