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Hüftdysplasie bei Babys rechtzeitig behandeln


Fehlbildung bei Säuglingen
Hüftdysplasie bei Babys rechtzeitig behandeln

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 31.08.2016Lesedauer: 3 Min.
Bei vielen Neugeborenen sind die Hüftgelenke noch nicht richtig entwickelt.Vergrößern des Bildes
Bei vielen Neugeborenen sind die Hüftgelenke noch nicht richtig entwickelt. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Drei Prozent aller Neugeborenen, also mehr als 20.000 Kinder kommen pro Jahr in Deutschland mit einer Fehlstellung der Hüfte zur Welt. Hüftgelenksdysplasie ist die häufigste orthopädische Krankheit bei Babys. Unbehandelt führt sie zu bleibenden Schäden. Ein Hüftultraschall sollte bereits in den ersten Lebenstagen durchgeführt werden. Was Eltern über Ursachen und Behandlung wissen müssen.

Die Ursache einer Hüftgelenksdysplasie ist die verzögerte Verknöcherung der knorpeligen Hüftgelenkspfanne. Der Kopf des Oberschenkelknochens verschiebt sich dadurch und kann sogar aus der Pfanne herausrutschen. 60 Prozent der Erkrankungen treten bei Erstgebärenden auf. Afrikaner und Chinesen sind übrigens von der Fehlbildung und der häufig folgenden Verrenkung, der Hüftluxation, deutlich seltener betroffen als zum Beispiel Europäer. Mädchen wiederum öfter als Buben.

Sind Hormone schuld?

Im Verdacht stehen immer wieder Hormone, die dafür sorgen, dass der Beckenring der Mutter gelockert ist. Sie sollen auch bei weiblichen Föten Einfluss auf die Hüftgelenkskapsel haben und bewirken, dass das Gelenk des Kindes schlaff wird. T-online.de hat dazu Dr. Michael Zieger, Oberarzt am Radiologischen Institut des Olgahospitals Stuttgart befragt. Der Experte der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin sieht keinen eindeutigen Zusammenhang: "Die hormonelle Erklärung durch Auflockerung des Bandapparates klingt auf den ersten Blick einleuchtend, ist aber meines Wissens nicht bewiesen."

Häufiger Irrtum: Bauchlage ist schädlich für die Hüfte

Man vermutet bei der Entstehung ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Dazu gehören erblich bedingte Veranlagung, Hormone, Bluthochdruck der Mutter während der Schwangerschaft, aber vor allem ein Platzmangel in der Gebärmutter. Bei 50 Prozent der Säuglinge, die unter einer Hüftluxation leiden, lag Steißlage vor. Bei vielen konnte man eine zu geringe Fruchtwassermenge nachweisen.

Erste Anzeichen für eine Fehlbildung können asymmetrische Gesäßfalten oder unterschiedlich lange Beine sein. Dies muss jedoch nicht unbedingt immer auf eine Therapie hinauslaufen, denn in 80 Prozent der Fälle entwickelt sich ein zunächst instabiles Hüftgelenk normal. Ein Tragen im Tragetuch sowie eine spezielle Wickeltechnik können die Entwicklung begünstigen. Auch der Verzicht auf ein zu frühes und vor allem häufiges Ablegen in der Bauchlage wird empfohlen. Dies allerdings, so Zieger, zu Unrecht: "Denn wenn das Kind auf dem Bauch liegt, wird es in der Regel die Beine anbeugen und abspreizen, was als Quasi-Schienenposition ja nur nützlich wäre. So wie Afrikanerinnen ihr Baby seitlich auf der Hüfte tragen - ebenfalls mit abduzierten (Anmerk. der Red.: abgespreizten) Beinen."

"Initialprüfung" für Ärzte zum Wohle der Babys

Um eine Hüftdysplasie sicher bestimmen zu können, wird im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung U3 bei allen Babys ein Hüftultraschall durchgeführt. Seit dem Frühjahr werden Ärzte, die einen Hüftultraschall bei einem Baby durchführen und damit auch abrechnen möchten, einer Art Prüfung unterzogen: Dazu müssen die ersten zwölf Sonografien eingereicht werden. "Die neuen Vereinbarungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung sollen sicherstellen, dass die untersuchenden Ärzte das Verfahren sicher und gut beherrschen", erklärt der Facharzt für Orthopädie, Dr. Rainer Berthold.

Auch nach bestandener "Initialprüfung" müssen die entsprechenden Ärzte regelmäßig die Qualität ihrer Diagnostik nachweisen.

Falsche Diagnose kann unnötiges Leid bringen

Den Ärzten stehen Checklisten zur Verfügung, anhand derer sie den Verknöcherungszustand und damit den Grad der Fehlbildung genau bestimmen können. Das erleichtert einen sofortigen Behandlungsbeginn. "Wird dieses Verfahren nicht oder falsch angewendet, kann dies für den Patienten schwerwiegende Folgen haben", so Peter Haber, Leiter der pädiatrischen Sonografie der Universitätsklinik Tübingen. Durch die zunehmende Verformung der Pfanne ist eine vorzeitige Abnutzung, eine Arthrose, die Folge. Unbehandelte Luxationen führen zum hinkenden Gangbild und erschweren mit zunehmender Dauer die Behandlung.

Je früher, desto besser

Heute sind nur noch selten Operationen notwendig. Wenn die Erkrankung in den ersten Lebenswochen erkannt wird, kann sie mithilfe spezieller Wickeltechniken und Beugebandagen beziehungsweise einem Beuge-Spreizgips behandelt werden. Bietet die Entbindungsklinik bereits in den ersten Lebenstagen einen Ultraschall an, sollte man zugreifen. Denn die Verknöcherungsgeschwindigkeit in den ersten sechs Lebenswochen ist sehr hoch. Je früher also mit der Behandlung begonnen wird, desto besser. "Heute ist es durchaus möglich, eine dezentrierte Hüfte bis zum dritten Lebensmonat in eine altersentsprechend gut entwickelte Hüfte zu überführen", weiß der Dortmunder Kinderorthopäde Hans Dieter Matthiessen.

Spezielle Transportmittel machen das Leben leichter

Ist beim eigenen Baby eine Therapie notwendig, stehen Eltern immer wieder vor dem Problem, dass ihr Kind mit einer Spreizhose, einer speziellen Schiene oder einem Hüftgips nicht in die handelsüblichen Transportmittel passt. Auf dem Markt gibt es aber spezielle Spreizkinderwagen, die im Beinraum stufenlos verbreitert werden können. Auch Autositze für diese speziellen Bedürfnisse können für die Zeit der Behandlung gemietet werden. Wer ein besonderes Transportmittel für sein Baby benötigt, der sollte sich an seine Krankenkasse wenden. Denn hier gilt das Motto der "Einzelfallentscheidung" und es bestehen durchaus Chancen, dass die Kosten übernommen werden.

Das Kinderkrankheiten-Lexikon bietet einen Überblick über die häufigsten Kinderkrankheiten. In den Artikeln werden Symptome, Behandlung und mögliche Folgen der Kinderkrankheiten erklärt. Eltern erfahren, bei welchen Anzeichen das Kind schnell zum Arzt muss und bei welchen Krankheiten auch Hausmittel helfen können. Sie finden auch die Information, ob und wie lange Kinderkrankheiten ansteckend sind. Manchen Kinderkrankheiten kann man durch Impfung vorbeugen. Einen Überblick über die von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen bietet ergänzend unser Impfkalender.

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  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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