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Grippevirus ist mutiert: Experten geben eine düstere Prognose ab


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Behörde warnt
Grippevirus ist mutiert: Wirken die Impfstoffe noch?


Aktualisiert am 19.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Influenzavirus als 3D-Darstellung: Die Grippe war lange fast verschwunden. Nun warnen Experten vor einer besonders schweren Saison.Vergrößern des Bildes
Influenzavirus als 3D-Darstellung: Die Grippe war lange fast verschwunden. Nun warnen Experten vor einer besonders schweren Saison. (Quelle: Rost-9D/getty-images-bilder)

Die Grippewelle hat Europa erreicht – seit Mitte Dezember steigen die Fallzahlen. Grund dafür soll eine neue Mutation sein. Droht uns nun eine "Twindemie"? Experten geben eine düstere Prognose ab.

Normalerweise tritt die Grippe jährlich wellenförmig von Mitte Januar bis Mitte März auf. Im vergangenen Jahr blieb Europa von einer verheerenden Grippewelle weitgehend verschont. Nach Ansicht von Medizinern lag das an der pandemiebedingten Maskenpflicht und den Kontaktbeschränkungen. Sie konnten Tröpfcheninfektionen mit dem Influenzavirus fast komplett verhindern.

In diesem Jahr könnte sich das aber ändern. Seit Mitte Dezember 2021 ist in Europa ein Anstieg von Grippeerkrankungen nachweisbar. Bis zur letzten Dezemberwoche stieg die Zahl der Grippefälle auf europäischen Intensivstationen demnach stetig auf 43 an. Das ist immer noch weit unter den Höchstständen vor der Corona-Pandemie.

In der besonders schweren Grippesaison 2018 wurden in manchen Wochen mehr als 400 Intensivpatienten mit Influenza gezählt. Aber im Vergleich zum Vorjahr, als im gesamten Dezember 2020 nur ein einziger Grippefall auf einer Intensivstation vorkam, ist das ein dramatischer Anstieg, wie die EU-Seuchenschutzbehörde European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) erklärte.

Droht jetzt eine Doppelwelle?

In den kommenden Wochen erwarten die Experten einen weiteren Anstieg – und eine ungewöhnlich lange Grippesaison bis in den Sommer, sagte ECDC-Influenzaexperte Pasi Penttinen. "Wenn wir beginnen, alle Maßnahmen aufzuheben, habe ich die große Sorge mit Blick auf Influenza, dass wir uns vielleicht vom normalen Saisonverlauf entfernen, weil das Virus so lange Zeit fast gar nicht in der europäischen Bevölkerung zirkulierte."

Penttinen spricht dabei die Corona-Maßnahmen an, die im Frühjahr enden könnten. Ohne AHA-L-Regeln sei das Risiko für Ansteckungen erhöht. Zudem gebe es zwei Jahrgänge von Kindern, die noch wenig bis gar keinen Kontakt zu Grippeviren hatten.

Eine "Twindemie", also eine Zwillings-Epidemie aus Influenza und Covid-19, könnte drohen, wenn die Corona-Maßnahmen in den kommenden Wochen und Monaten weiter reduziert werden. Das würde auch die bereits überlasteten Gesundheitssysteme unter übermäßigen Druck setzen, heißt es im Bericht des ECDC.

Was bedeutet es, dass das Virus mutiert ist?

Influenzaviren mutieren ständig, weshalb die Impfstoffe jährlich angepasst werden. Als über die Zusammensetzung im vergangenen Jahr entschieden wurde, kursierten aber kaum bis gar keine Influenzaviren, was es den Herstellern erschwerte, die dominierenden Stränge vorauszusehen.

Bislang zirkulieren in Europa hauptsächlich die sogenannten Influenza-A-Viren (H3N2). Der Virusstrang H3 der Alpha-Gattung scheint sich dabei durchzusetzen. Dieser verursacht in den meisten Fällen leichte Erkrankungen, aber bei älteren Erwachsenen können die Viren auch zu schweren Erkrankungen und zum Tod führen.

Weltweit führt das Influenzavirus laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu drei bis fünf Millionen schweren Grippefällen und zu etwa 650.000 Todesfällen pro Jahr.

Wie viele Fälle gibt es bereits in Deutschland?

Für Deutschland meldete das Robert Koch-Institut (RKI) in der ersten Januarwoche 151 bestätigte Influenzafälle. Das klingt zunächst gering, doch im Vorjahreszeitraum wurde kein einziger Fall gemeldet.

Aktuell ist die Grippeaktivität in Deutschland hauptsächlich im Normalbereich (blaue Regionen). In einigen Regionen zeigen sich jedoch eine moderate (grüne Regionen) bis deutlich erhöhte Aktivität (gelbe Regionen). In den rot gefärbten Orten herrscht sogar eine starke Grippeaktivität (Stand 11. Januar 2022).

Karte des RKI zeigt Aktivität der Grippeerkrankungen

Wie wirksam sind die Grippeimpfstoffe?

Nach Angaben der ECDC ist es noch zu früh, um die Wirksamkeit der aktuellen Grippeimpfstoffe gegen schwere Erkrankungen beurteilen zu können. Es fehlten schlicht noch Daten. In Labortests habe sich aber gezeigt, dass die verfügbaren Impfstoffe in diesem Jahr gegenüber dem Virusstrang H3 "nicht optimal sein werden", so Penttinen.

Das heißt: Möglicherweise gibt es keinen wirksamen Grippeschutz. Deshalb sollen der ECDC zufolge auch antivirale Medikamente eine große Rolle beim Schutz der gefährdeten Bevölkerungsgruppen spielen.

Wie kann ich mich vor einer Erkrankung schützen?

Der beste Schutz gegen Grippe ist eine Impfung. Sie sollte am besten in den Monaten Oktober und November verabreicht werden – also bevor die Saison beginnt. Vor allem für Risikopatienten wie ältere Menschen und Personen mit schweren Grunderkrankungen ist die jährliche Immunisierung wichtig.

Zudem empfiehlt es sich, die Schutzmaßnahmen zu ergreifen, die auch gegen das Coronavirus wirken: Abstand halten, Maske tragen und Händehygiene beachten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • European Centre for Disease Prevention and Control: "This winter’s flu season epidemic has started – what we know so far and what needs to be done to control it", 2. Januar 2022
  • Robert Koch-Institut (RKI): Arbeitsgemeinschaft Influenza
  • Nachrichtenagentur dpa, Reuters
  • Pharmazeutische Zeitung
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