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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erfolgreiche Aktien kaufen So finden Sie mit der 200-Tage-Linie den richtigen Einstieg an der Börse
Wann ist an der Börse der perfekte Zeitpunkt zum Kaufen? Die 200-Tage-Linie verspricht die Antwort. Wie und ob das für Sie als Anleger funktioniert.
Eine der wichtigsten Regeln der Finanzmärkte lernen neue Anleger auf die harte Art: Der Markt lässt sich nicht "timen". So ist es fast unmöglich, den perfekten Einstieg bei einer Einzelaktie zu finden.
Auch beim Verkauf brauchen Sie häufig eine Prise Glück: Den ultimativen Zeitpunkt vor dem Kipppunkt eines Aktienkurses zu entdecken, ist selbst für Profis schwierig.
Doch es gibt Hilfsmittel, mit denen sich die unberechenbar scheinenden Aktien deuten lassen: die Chartanalyse (mehr dazu lesen Sie hier). Besonders bekannt ist bei dieser Methode der Aktienanalyse die Betrachtung der sogenannten 200-Tages-Linie.
t-online erklärt Ihnen, was sich dahinter verbirgt und wie Sie mit Ihr den passenden Einstieg und den richtigen Absprung bei erfolgreichen Aktien schaffen können.
Was ist die 200-Tage-Linie?
Die 200-Tage-Linie ist ein Mittel, um einen langfristigen Trend bei einem Aktienkurs zu erkennen. Ein alternativer Begriff ist der sogenannte simple gleitende Durchschnitt – im Englischen Simple Moving Average genannt.
Sehr viele Anleger nutzen die 200-Tage-Linie als Unterstützung beim Trading. Der zentrale Vorteil des langfristigen Kursmittels: Es ist einfach zu berechnen und ebenso leicht anzuwenden. Börsenanfänger lernen daher bereits früh die Bedeutung des Trend-Indikators kennen.
Die 200-Tages-Linie geht dabei auf die sogenannte Charttechnik zurück, eine Methode der Aktienanalyse, mit der Anleger auf Basis vergangener Kursverläufe Rückschlüsse für die Zukunft ziehen – und die bei Experten durchaus umstritten ist. Denn die Kursanalyse lässt Fundamentaldaten wie etwa das Kurs-Gewinn-Verhältnis und den Umsatz eines Unternehmens außer Acht.
- Kurs-Gewinn-Verhältnis: Das sagt es über eine Aktie aus
Dennoch nutzen viele Anleger die 200-Tage-Linie als Orientierung, um die Limits für Ihre Kauf- und Verkaufsorder festzulegen. Es lohnt sich also auch für Skeptiker, die Basis-Instrumente der Chartanalyse wie die 200-Tages-Linie zu beherrschen. Denn seit dem hitzigen Markt in der Corona-Krise heißt es umso mehr: Die Kleinanleger bestimmen immer öfter das Marktgeschehen – und weniger die Fakten, die vor allem Profi-Investoren interessieren.
Wo sehe ich die 200-Tage-Linie?
Um die 200-Tage-Linie zu sehen, müssen Sie diese zuerst selbst bilden. Das geht ganz einfach: Dafür addieren Sie den aktuellen Kurs mit den Schlusskursen der Aktie der vergangenen 199 Tage, teilen die Summe durch 200 und errechnen so den durchschnittlichen Schlusskurs.
- Aktien, ETFs, Rohstoffe: So legen Sie Ihr Geld richtig an
In den kommenden Tagen rechnen Sie jeweils den Schlusskurs des letzten Tages hinzu und streichen den Schlusskurs des ältesten Tages. So setzt sich die Linie fort. Einige Börsenportale, wie etwa die Börse Stuttgart, bieten auf Ihrer Seite auch Instrumente an, die automatisch die 200-Tage-Linie für Sie berechnen.
Wie ist die 200-Tages-Linie zu nutzen?
Die 200-Tages-Linie dient Ihnen als Anleger vor allem für Kauf- und Verkaufssignale. Liegt der Kurs der Aktie über dieser Linie, zeigt sich ein Aufwärtstrend.
Fällt der Aktienkurs unter die 200-Tages-Linie deutet das laut der Charttechnik auf einen Abwärtstrend hin. Als Anleger sollten Sie die Aktie dann besser verkaufen. Besonders hilfreich ist die Linie, wenn Sie mit Stop-Losses bei Ihren Aktien arbeiten.
- Aktien verkaufen: Darauf sollten Sie achten
So können Sie einen Stop-Loss beim Durchbrechen der 200-Tages-Linie nach unten einstellen. Aber Vorsicht: Bei volatilen Aktien sollten Sie sich etwas mehr Spielraum gönnen. Hier können die Aktien auch nur kurz unter die Linie fallen und kurz darauf wieder einen Aufwärtstrend erleben.
Was bringt mir die 200-Tages-Linie?
Die 200-Tage-Linie hilft Ihnen, den Markt bezüglich einer Einzelaktie besser einzuschätzen. Zeitgleich können Sie mit diesem Instrument auch gut Aktien einer ähnlichen Anlageklasse vergleichen und schauen, bei welcher Aktie sich ein Einstieg eher lohnt.
Zudem können Sie mit der 200-Tages-Linie das Verhalten vieler Anleger nachvollziehen und in manchen Fällen sogar hervorsehen. So verkaufen viele Anleger ihre Anteile, wenn eine Aktie etwa 5 Prozent unter die 200-Tage-Linie fällt.
Das können Sie nutzen, um bei Aktien, an die Sie trotz eines fallenden Kurses glauben, günstiger einzusteigen. Oder Sie können, falls Sie ebenfalls eine Aktie abstoßen wollen, mithilfe der 200-Tage-Linie eine passende Limit-Order einstellen.
Wann hilft mir die 200-Tage-Linie nicht?
Nicht bei allen Börsenszenarien kann die 200-Tage-Linie dagegen hilfreich sein. Das zeigen hochvolatile Aktien wie etwa die Anteilsscheine von Biontech in der Corona-Krise. Durch ihren enormen und rapiden Anstieg ließ die Biontech-Aktie die 200-Tages-Linie sehr weit hinter sich.
- Volatilität: Das steckt hinter unberechenbaren Aktienkursen
Wer anschließend in die Aktie einsteigen wollte, konnte auf die Linie nicht mehr wie gewohnt vertrauen. Denn prinzipiell zeigte der Kurs zwar einen Aufwärtstrend, er hatte aber – je nach Nachrichtenlage zum Impfstoff – auch mit starken Kursfällen zu kämpfen. Anleger, die also über der 200-Tages-Linie bei 170 Euro eingestiegen sind, haben kurz darauf fast 30 Euro pro Aktie verloren.
Das Beispiel zeigt: Fundamentaldaten sowie Nachrichten aus Wirtschaft und Politik können beim Investment nicht gänzlich ignoriert werden. Wer sich auf die 200-Tage-Linie verlassen möchte, sollte daher am besten einsteigen, wenn die Aktie die Linie frisch durchbricht – nicht wenn der Kurs bereits Stockwerke darüber schwebt.
- Eigene Recherche
- Trading-Desk der Börse Stuttgart
- Börse Frankfurt: Börsenlexikon
- Biallo: Charttechnik für Einsteiger