Angst vor einer Fehlgeburt Das sind die Ursachen für Schwangerschaftsblutungen
Bei manchen Schwangeren setzt noch mindestens einmal zum gewohnten Termin eine Blutung ein, die für die Regel gehalten wird. Diese Frauen erfahren oft erst spät, dass sie ein Baby bekommen. Weiß eine Frau allerdings, dass sie schwanger ist und bekommt eine Blutung, ist die Panik meist nicht weit. Zu groß ist die Angst, das Kind zu verlieren.
Es gibt schwerwiegende Gründe für Blutungen in der Schwangerschaft – eine Eileiterschwangerschaft zum Beispiel oder auch eine Fehlgeburt. Glücklicherweise aber sind die meisten Blutungen, die zu Beginn einer Schwangerschaft auftreten, harmlos. Vor allem Schmierblutungen deuten nur in den seltensten Fällen auf eine Komplikation hin.
Ursachen einer Blutung
Eine weitere Ursache für Blutungen in der Schwangerschaft kann die Tatsache sein, dass der Muttermund besonders gut durchblutet ist. So kommt es zum Beispiel durch eine Frauenarztuntersuchung oder auch durch Geschlechtsverkehr zu leichten Verletzungen. Man nennt diese ebenfalls völlig ungefährlichen Blutungen auch "Kontaktblutung".
Blutungen in den ersten Schwangerschaftswochen
Bei mehr als 20 Prozent aller Schwangeren kommt es im ersten Drittel, also in den ersten drei, vier Monaten zu schwachen Blutungen, die in der Regel ungefährlich sind und das Baby nicht beeinträchtigen. Auf die leichte Schulter nehmen sollte man aber keine Blutung, selbst dann nicht, wenn es sich ''nur um ein paar Tropfen handelt'', erklärt Franz Kainer, Chefarzt der Abteilung für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Klinik Hallerwiese, Nürnberg.
"Eine Blutung ist ein Warnzeichen und es muss immer eine Abklärung der Ursache erfolgen. Bei leichten Blutungen kann man auch den betreuenden Facharzt aufsuchen, bei starken Blutungen aber ist eine Kontrolle in einer Klinik angezeigt." Dieser Ansicht ist auch Ulrich Gembruch, Direktor der Abteilung für Geburtshilfe und Pränatalmedizin am Universitätsklinikum Bonn: "Blutungen in der Frühschwangerschaft können, wenn unterregelstark, zunächst auch noch zu Hause beobachtet werden, um dann bei Fortbestehen am nächsten Tag zum Arzt zu gehen."
Fehlgeburt als Ursache ausschließen
Der Frauenarzt untersucht zunächst die Schamlippen sowie den inneren Bereich der Scheide, um so festzustellen, ob die Blutung möglicherweise dort ihren Ursprung hat. Dann wird eine Ultraschalluntersuchung gemacht – entweder vaginal oder auch durch die Bauchdecke – um zu überprüfen, ob die Schwangerschaft noch intakt ist. Hinzu kommt in der Regel eine Blutuntersuchung, bei der der Wert des Schwangerschaftshormons HCG gemessen wird. Er kann Aufschluss darüber geben, ob eine Fehlgeburt droht.
Extrem hohe Werte und ein Ultraschallbild, das wie Schneegestöber aussieht, weisen übrigens auf einen ganz seltenen Grund für Blutungen in der Frühschwangerschaft hin: In einem von 3000 Fällen zeigt sich hier eine sogenannte Blasenmole, eine Entartung des Plazentagewebes, die eine Ausschabung zwingend zur Folge hat.
In der zweiten Schwangerschaftshälfte gefährlich
Blutungen in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft sind deutlich seltener, dafür können sie aber auch gefährlicher sein für Mutter und Baby. Die meisten Blutungen in der zweiten Schwangerschaftshälfte hängen mit der Plazenta zusammen. Zum einen ist hier die Plazenta praevia zu nennen, bei der der Mutterkuchen zu tief liegt und dem Kind möglicherweise sogar den natürlichen Ausgang versperrt. Wandert sie nicht wieder von alleine nach oben, muss ein Kaiserschnitt gemacht werden. Rund 0,5 Prozent aller Schwangeren sind von dieser Fehllage der Plazenta betroffen.
Je nach genauem Befund wird den Frauen entweder geraten, sich vor körperlicher Belastung und Stress zu schützen oder gleich zur Beobachtung im Krankenhaus zu bleiben, um eine drohende Frühgeburt zu verhindern. Die Blutungen, die mit einer Plazenta praevia einhergehen, sind weitestgehend schmerzfrei. Im Gegensatz zu denen bei einer totalen Plazentaablösung, die mit starken Schmerzen verbunden ist. Der Bauch ist druckempfindlich und fühlt sich bretthart an. Die Blutung ist nach außen hin allerdings oft nur trügerisch leicht. Denn die Wunde blutet nicht selten nach innen, was fatale Auswirkungen haben kann.
Besonders wenn Schmerzen und Unterleibskrämpfe dazukommen, wird es oft kritisch. Auch die Farbe des Blutes und das Ausmaß der Blutung können bereits aussagekräftig sein. Ist die Blutung so stark wie eine Periode und das Blut hellrot, dann sollte man sich ohne Umwege über den Frauenarzt direkt und vor allem sofort in das nächstgelegene Krankenhaus bringen lassen. Denn dann ist die Gefahr einer Fehlgeburt besonders groß. Auch bei einer Plazenta praevia hat das austretende Blut eine helle Farbe. Ganz anders bei der vorzeitigen Plazentalösung. Hier ist das Blut dunkelrot.
Gembruch ist Vertreter der Pränatalmedizin im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und er warnt davor, regel- oder überregelstarke Blutungen unabhängig vom Schwangerschaftsalter auf die leichte Schulter zu nehmen. "Wenn sie mit Schmerzen verbunden sind, sind es häufig Wehen, die zur Frühgeburt führen können."
Bei Lebensfähigkeit des Feten, also ab der 22. Schwangerschaftswoche, sollte sich eine Schwangere bei Blutungen sofort zum Arzt oder besser gleich in die nächste Klinik begeben, möglichst in ein Perinatalzentrum mit neonatologischer Abteilung – diese ist auf Neugeborene spezialisiert. Denn dort ist bei einer ernsten Ursache eine optimale Betreuung gewährleistet.
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''Zeichnungsblutung'' kurz vor Geburt
Am Ende einer Schwangerschaft kommt es bei relativ vielen Frauen zu einer schwachen, dunklen Blutung, die absolut harmlos ist. Man nennt sie die "Zeichnungsblutung". Jede fünfte werdende Mutter blutet leicht, wenn sich der Muttermund anfängt, zu öffnen und die Geburt beginnt.
Normalerweise haben Schwangere ein sehr gutes Gespür dafür, wann es gefährlich wird und sie können sich sicher sein, dass sowohl Ärzte als auch Hebammen ihre Sorgen ernst nehmen. Denn im Fall von Blutungen in der Schwangerschaft gilt auf jeden Fall die Devise: Lieber einmal zu viel kontrollieren lassen als einmal zu wenig!
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.