Pertussis erkennen Keuchhusten-Symptome – von unauffällig bis lebensbedrohlich
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Meist verläuft Keuchhusten sehr langwierig. Die Symptome sind dabei oft umso schwerer, je jünger die Betroffenen sind. Wie sich die Krankheit zeigen kann.
Keuchhusten (fachsprachlich: Pertussis) ist weltweit einer der häufigsten Atemwegsinfekte. Menschen können sich jederzeit mit seinem Erreger – dem Bakterium Bordetella pertussis – anstecken und entsprechende Symptome entwickeln. Im Herbst und Winter passiert das aber etwas häufiger als im restlichen Jahr.
Obwohl Keuchhusten zu den Kinderkrankheiten zählt, ist eine Ansteckung in jedem Alter möglich. In Deutschland ist die Mehrzahl der Betroffenen sogar über 18 Jahre alt. Welche Symptome die Infektion auslöst, hängt stark vom Alter und vom Immunschutz ab. Noch nicht geimpfte Säuglinge haben ein besonders hohes Risiko für schwere Verläufe.
Keuchhusten: Wenn die Symptome drei Stadien durchlaufen
Fachleute unterscheiden bei Keuchhusten anhand der Symptome drei Stadien. Dieser klassische Verlauf der Erkrankung ist vor allem bei ungeimpften Menschen zu beobachten. Ohne die richtige Behandlung zieht er sich über Wochen und Monate hin. Die drei Stadien heißen:
- Stadium catarrhale (= erkältungsähnliche Phase)
- Stadium convulsivum (= Anfallsphase)
- Stadium decrementi (= Erholungsphase)
Die erkältungsähnliche Phase: Stadium catarrhale
Im ersten Stadium, das ein bis zwei Wochen dauert, macht sich Keuchhusten durch Symptome bemerkbar, die einer leichten Erkältung ähneln: Es kann zu Schnupfen, Husten und einem Schwächegefühl kommen. Manche Betroffene entwickeln zudem eine Bindehautentzündung. Fieber tritt hingegen selten auf – wenn doch, ist es nur leicht.
Die Anfallsphase: Stadium convulsivum
Im etwa vier bis sechs Wochen langen zweiten Stadium von Keuchhusten treten die Symptome auf, die der Erkrankung ihren Namen verliehen haben: minutenlange starke Hustenanfälle, bei denen die Betroffenen zwischendurch tief und laut einatmen.
Dabei weist nicht nur das Wort Keuchhusten auf die Symptome der Infektion hin, sondern auch der aus dem Lateinischen stammende Fachbegriff Pertussis:
- "per" steht für "sehr"
- "tussis" heißt "Husten"
Wie hört sich Keuchhusten an?
Klassisches Anzeichen für Keuchhusten ist ein stoßweiser Husten ("Stakkatohusten") mit fünf bis zehn kurzen, rasch aufeinanderfolgenden Hustenstößen bei jedem Ausatmen, gefolgt von einem pfeifenden, keuchenden oder juchzenden Atemgeräusch beim Einatmen ("inspiratorischer Stridor"). Dieses für Keuchhusten typische Geräusch entsteht, indem die Betroffenen schnell gegen den geschlossenen Kehldeckel Luft holen.
Ein ebenfalls häufiges Symptom bei Keuchhusten ist die während der Hustenanfälle vorgestreckte Zunge. Dadurch kann das Zungenbändchen an den unteren Schneidezähnen reiben oder einreißen – mit dem Risiko, dass sich nachfolgend Geschwüre bilden. Fachleute bezeichnen solche Keuchhustengeschwüre als Fede-Riga-Aphthen.
Oft sind die Hustenanfälle bei Keuchhusten mit weiteren Symptomen verbunden: So würgen viele Betroffene beim Husten zähen Schleim hervor oder erbrechen. Wenn das öfter passiert, ohne dass der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen wird (etwa durch Trinken), kann der Körper austrocknen.
Zudem können die Hustenanfälle so stark sein, dass das Gesicht dabei blau anläuft. Im Extremfall rufen Husten und Schleim bei Keuchhusten lebensbedrohliche Atemstillstände hervor. Diese Symptome treten am ehesten bei Säuglingen auf – vor allem, wenn sie noch ungeimpft sind.
Oft kommen bei Keuchhusten noch Symptome hinzu, die dadurch bedingt sind, dass der starke Husten den Druck innerhalb der Gefäße akut erhöht. Wenn dieser Druckanstieg beispielsweise die Äderchen in der Augenbindehaut zum Platzen bringt, entsteht eine flächenhafte Einblutung unter die Bindehaut, die das Auge tiefrot verfärbt: ein sogenanntes Hyposphagma. Weitere mögliche Folgen des Druckanstiegs sind:
- Nasenbluten
- punktförmige Hauteinblutungen (Petechien)
- behinderter Bluteinstrom ins Herz mit Rückstauung in die Venen (Einflussstauung)
Die minutenlangen Hustenanfälle können bis zu 50-mal innerhalb von 24 Stunden auftreten – häufig überwiegend nachts – und wochenlang anhalten. Dementsprechend löst Keuchhusten auch Symptome wie Müdigkeit und Appetitlosigkeit aus. Fieber tritt in diesem Stadium hingegen weiterhin selten auf.
Wichtiger Hinweis
Hohes Fieber bei Keuchhusten kann Anzeichen für eine zusätzliche Infektion mit einem anderen Bakterium sein – eine sogenannte bakterielle Superinfektion.
Die Erholungsphase: Stadium decrementi
Im letzten Stadium von Keuchhusten klingen die Symptome langsam ab. Wie lange das dauert, hängt davon ab, ob frühzeitig eine passende Behandlung begonnen hat: Ohne kann sich die Erholungsphase über sechs bis zehn Wochen und länger hinziehen, mit verkürzt sie sich oft auf etwa zwei bis vier Wochen.
Auch wenn sich die Keuchhusten-Symptome schon deutlich gebessert haben, können bestimmte Auslöser noch monatelang vereinzelt zu Reizhusten führen – wie etwa kalte Luft, körperliche Anstrengung oder Zigarettenrauch. Zudem können spätere Atemwegsinfekte erneut keuchhustenähnliche Hustenanfälle verursachen.
Schon gewusst?
Durch Bordetella pertussis ausgelöster Keuchhusten verursacht ähnliche Symptome wie Infektionen mit Bordetella parapertussis. Letztere verlaufen jedoch milder als Pertussis und sind schneller wieder vorbei.
Keuchhusten: Wann die Symptome oft untypisch sind
Nicht selten verursacht Keuchhusten eher untypische Symptome. So macht sich die Infektion mit dem Bakterium Bordetella pertussis bei vielen Säuglingen überwiegend durch Krämpfe und/oder Atemstillstände bemerkbar statt durch die charakteristischen Hustenanfälle.
Doch ebenso kann Keuchhusten nur milde Symptome hervorrufen. Solche harmlosen und untypischen Verläufe kommen vor allem bei Menschen vor, die bereits mit Bordetella pertussis infiziert waren oder dagegen geimpft sind – und somit einen gewissen Immunschutz haben.
Das trifft besonders auf Erwachsene zu, aber auch auf Jugendliche sowie auf ältere und geimpfte Kinder: Bei ihnen ist ein lang anhaltender Reizhusten oft das wichtigste Anzeichen für Keuchhusten. Begleitende Symptome – wie Atemgeräusche oder Erbrechen – fehlen dann meist ganz, zumal der Husten nicht anfallsartig und weniger stark ist.
Derart untypische oder fehlende Symptome machen es oft schwierig, Keuchhusten zu erkennen. Das Problem dabei ist, dass sich der Erreger so unbemerkt weiterverbreiten kann. Vor allem für ungeimpfte Babys bedeutet dies ein hohes Risiko.
Keuchhusten: Welche schweren Symptome möglich sind
In Deutschland verlaufen die meisten Infektionen mit Bordetella pertussis milde und heilen folgenlos aus. Grundsätzlich kann Keuchhusten aber auch heftige Symptome verursachen – und zwar in jedem Alter. Schwerwiegende Komplikationen kommen allerdings fast nur bei ungeimpften Säuglingen sowie bei Menschen höheren Alters oder mit schweren Grunderkrankungen vor.
Allein der starke Husten kann bei Keuchhusten schon weitere Symptome hervorrufen. Dazu zählen beispielsweise ungewollter Harnverlust (Inkontinenz), Rippenbrüche, Leistenbrüche und selten sogar Hirnblutungen.
Zudem kann die Infektion mit Bordetella pertussis den Körper so schwächen, dass dieser anfällig für andere Bakterien und für Viren ist. Solche zusätzlichen Infektionen können bei Keuchhusten zu verschiedenen Komplikationen führen. Die häufigste ist die Lungenentzündung (meist ausgelöst durch Pneumokokken oder Haemophilus influenzae Typ b). Weitere mögliche Komplikationen sind etwa Mittelohr- und Nasennebenhöhlenentzündungen.
Seltene Komplikationen von Keuchhusten sind Krampfanfälle und eine Hirnschädigung. Letztere kann bleibende Schäden nach sich ziehen – wie Lähmungen, Sehstörungen, Hörstörungen und/oder geistige Beeinträchtigung. Im Extremfall kann Keuchhusten sogar tödlich enden – vor allem bei ungeimpften Säuglingen in den ersten sechs Lebensmonaten.
Die gute Nachricht: Auch wer geimpft ist, kann zwar an Keuchhusten erkranken. Die Symptome sind dann aber normalerweise nur milde ausgeprägt. Da der Impfschutz mit der Zeit nachlässt, sind allerdings regelmäßige Auffrischimpfungen ratsam.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 15.8.2022)
- "Pertussis (Whooping Cough)". Online-Informationen der Centers for Disease Control and Prevention (CDC): www.cdc.gov (Abrufdatum: 15.8.2022)
- "Pertussis (Keuchhusten)". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 11.6.2022)
- "Keuchhusten". Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.infektionsschutz.de (Stand: 1.4.2022)
- "Keuchhusten (Pertussis)". Online-Informationen des Helmholtz Zentrums München (Hrsg.): www.lungeninformationsdienst.de (Stand: 25.3.2022)
- "Keuchhusten (Pertussis)". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 4.8.2021)
- "Keuchhusten (Pertussis)". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 5.7.2021)
- "Keuchhusten (Pertussis) – RKI-Ratgeber". Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 11.5.2021)
- "Keuchhusten (Pertussis)". Online-Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit: gesund.bund.de (Stand: 10.11.2020)