Eine von acht Frauen erkrankt Medikament soll Brustkrebsrisiko um die Hälfte senken
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Das Risiko für Brustkrebs steigt mit dem Alter, vor allem jenseits der Wechseljahre. Ein Medikament gibt Tausenden Frauen in Großbritannien neue Hoffnung.
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Seit den 1980er-Jahren hat sich die Zahl der Fälle verdoppelt. Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft wird die Diagnose hierzulande etwa 69.000 Mal im Jahr gestellt. Dabei steigt das Risiko mit zunehmendem Alter.
Frauen jenseits der Wechseljahre mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko können in Großbritannien jetzt allerdings ein Medikament erhalten, das zur Vorbeugung der Krankheit zugelassen wurde.
Brustkrebs: Medikament halbiert laut Studie das Erkrankungsrisiko
Anastrozol – so der Name des Wirkstoffs – wird in Großbritannien bereits seit vielen Jahren zur Behandlung von Brustkrebs eingesetzt. Jetzt ist der Wirkstoff dort auch zur Vorbeugung zugelassen worden.
Der britischen Gesundheitsbehörde NHS zufolge kommen etwa 289.000 Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko nach der Menopause für eine Behandlung infrage. Ihnen soll der Hausarzt das Medikament, das als Tablette täglich über fünf Jahre eingenommen wird, zur Vorsorge anbieten. In Deutschland ist noch kein solches Medikament zur Vorbeugung von Brustkrebs zugelassen (Stand: November 2023).
Wie wirkt Anastrozol?
Anastrozol ist ein Hormonpräparat, das das weibliche Geschlechtshormon Östrogen hemmt. Dieses ist ein Schlüsselfaktor bei der Brustkrebsentstehung. Nachgewiesen ist, dass ein hoher Östrogenspiegel bei Frauen nach den Wechseljahren mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko einhergeht.
Anastrozol: Wirkung in Langzeitstudien nachgewiesen
Nach Angaben des britischen NHS haben Tests gezeigt, dass Anastrozol die Zahl der Brustkrebsfälle über elf Jahre betrachtet um etwa die Hälfte senkt. Schätzungen zufolge könnten 2.000 Erkrankungen vermieden werden, wenn ein Viertel der geeigneten Frauen das Angebot nutzt und wiederum die Hälfte davon das Mittel über die vorgeschlagene Zeit von fünf Jahren einnimmt, hieß es weiter.
Wissenschaftler hätten herausgefunden, dass Anastrozol nicht nur zur Behandlung von Brustkrebs, sondern auch zur Vorbeugung gegen die Krankheit helfe. Der Schutzeffekt dauere auch nach dem Absetzen des Mittels noch Jahre an. "Es ist fantastisch, dass diese lebenswichtige Option zur Risikominderung nun Tausenden von Frauen und ihren Familien dabei helfen könnte, den Stress einer Brustkrebsdiagnose zu vermeiden", sagte NHS-Chefin Amanda Pritchard. Jährlich wird Brustkrebs bei etwa 47.000 Frauen in Großbritannien festgestellt.
Gesunde Lebensweise senkt Brustkrebsrisiko
Allerdings ist die Einnahme von Anastrozol nicht frei von Nebenwirkungen. Zu den häufigsten Beschwerden, die in den Studien auftraten, gehören Hitzewallungen, Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Hautausschlag, Übelkeit, Kopfschmerzen und Depressionen. Nicht empfohlen wird das Medikament Frauen, die an Osteoporose erkrankt sind: Während der gesamten Studiendauer zeigte sich ein um elf Prozent erhöhtes Risiko für Knochenbrüche.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum DKFZ betont, dass die Effekte der medikamentösen Prävention denen einer gesunden Lebensführung gegenüberzustellen seien: Insbesondere durch regelmäßige Bewegung, Vermeiden von Übergewicht, Verzicht auf Alkohol und Rauchen sowie durch den Verzicht auf eine Östrogen/Progesteron-haltige Hormonersatztherapie in den Wechseljahren lasse sich das Brustkrebsrisiko signifikant und nebenwirkungsfrei senken.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- pharmazeutische-zeitung.de: "Lässt sich Brustkrebs auch mit Anastrozol verhindern?". (Stand: 2020)
- aerzteblatt.de: "Brustkrebs: Anastrozol halbiert Erkrankungsrisiko in Studie". (Stand: 2013)
- krebsgesellschaft.de: "Wie häufig ist Brustkrebs?". (Stand: 2022)
- thetimes.co.uk: "NHS approves preventive breast cancer drug for 300,000 at-risk women". (Stand: 2023; englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa