"Überfressen"? Die besten Tipps gegen Völlegefühl in der Adventszeit
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.In der Vorweihnachtszeit wird der Magen gefordert. Blähungen und Völlegefühl sind häufige Beschwerden. Ein paar einfache Tipps helfen, die Verdauung zu unterstützen.
Gänsebraten mit Rotkraut und Klößen, Hirschgulasch mit Spätzle, Biersoße und Birnenkompott oder Plätzchen: In der Adventszeit sind deftige Speisen und Naschereien besonders beliebt. Wenn es Magen. und Darm zu viel wird, reagieren sie mit Völlegefühl und Blähungen. Mit diesen Tricks können Sie vorbeugen.
Völlegefühl: Diese Speisen liegen schwer im Magen
Bei großen Portionen, sehr fettreichen Gerichten oder zuckerhaltigen Speisen kommt so mancher Magen an seine Grenzen. Doch auch große Mengen Rohkost, Hülsenfrüchte, Kohl, Zwiebeln und Vollkorn verursachen oft ein unangenehmes Drücken und Stechen im Bauch. Manchmal ist das Völlegefühl gar von Magenschmerzen und Übelkeit begleitet.
Und so mancher schlägt sich kurz darauf mit Blähungen, Durchfall oder Verstopfung herum. Wohlbefinden stellt sich meist erst dann wieder ein, wenn Magen und Darm das Essen bewältigt haben und eine Verdauungspause bekommen.
Mit kleinen Portionen kommt der Magen besser klar
Doch auch wenn der Magen spannt und die Verdauung so manches Mal rebelliert: Auf die kulinarischen Genüsse in der Weihnachtszeit mag man doch nicht ganz verzichten. Und mit ein paar Tipps lässt sich der Magen entlasten, ohne dass der Genuss auf der Strecke bleibt. "Der wichtigste Tipp ist, auf die Menge zu achten. Manchmal isst man einfach über die Sättigung hinaus, weil es so lecker schmeckt.
Doch das Sättigungsgefühl um des Genusses willens nicht zu beachten, kann den Magen – und damit auch das Genießen – verdrießen", sagt Diplom-Oecotrophologin Brigitte Neumann aus Uttenreuth. Besser ist es, einen Teller mit einer normal großen Portion zu füllen und bewusst und langsam zu essen. Gutes Kauen unterstützt den Genuss – und die Verdauung. Und: Ist man satt, sollte man nicht weiteressen.
Völlegefühlen vorbeugen: Den Tag planen
Auch lohnt sich der Blick auf die Essensplanung des Tages. Wer weiß, dass er abends bei Freunden zum Gänsebraten eingeladen ist, entlastet seinen Magen, wenn er tagsüber eine leichte Kost wählt und nicht schon in der Kantine Schnitzel mit Pommes und Bratensoße oder Currywurst wählt.
"Fettes, aber auch zuckerreiches Essen verstärkt die Produktion von Magensäure und braucht zudem lange, bis es verdaut ist. Ein voller Magen drückt außerdem auf den Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen. Diese Kombination führt bei vielen Menschen zu Sodbrennen, Aufstoßen und Magenschmerzen. Deshalb hat man den besseren Genuss, wenn man dem Magen zwischendurch immer wieder mal Pausen gönnt und zu leicht verdaulichen Speisen greift", sagt Neumann.
Zum Essen nicht zu viel trinken
Ein weiterer Tipp, welcher hilft, die Verdauung zu unterstützen: Trinken Sie zum Essen nicht zu viel. Zum einen füllt Flüssigkeit den Magen und verdünnt die Magensäure. Zum anderen sind gerade kalte Getränke oder Getränke mit Kohlensäure für den Magen oft unangenehm. Kohlensäure verstärkt die Gasbildung im Bauch, was Völlegefühle begünstigt, und fördert zudem Aufstoßen und Blähungen.
"Bei einem deftigen Mahl tut es vielen gut, wenn sie zimmerwarmes, stilles Wasser dazu trinken", so die Ernährungswissenschaftlerin. "Gern auch zur Feier des Tages ein Glas Wein oder Bier, wenn der Magen mitmacht. Allerdings hemmt Alkohol die Verdauung und begünstigt Sodbrennen."
Unterstützt Schnaps die Verdauung?
Nach dem Essen noch ein "Verdauerli"? Viele glauben, dass ein Schnaps nach dem Essen die Verdauung anregt. Der Schnaps mag dem einen oder anderen schmecken – der Verdauung aber nicht. Im Gegenteil: Alkohol hemmt die Muskelbewegungen von Magen und Darm. Die Verdauung verlangsamt sich.
"Alkohol verbessert die Verdauung keinesfalls. Allenfalls können darin enthaltene bittere Kräuter ein wenig unterstützen", sagt Neumann. "Wer seine Verdauungssäfte wirklich anregen möchte, dem hilft ein Espresso – oder ein Spaziergang. Auch ein warmer Tee kann sehr wohltuend sein."
Geheimtipp: Anis-Kümmel-Fenchel-Tee gegen Völlegefühl
Der ein oder andere mag bei Tee den Mund verziehen, aber: Kräutertee ist mit Blick auf die Verdauung ein echter Geheimtipp. Die enthaltenen ätherischen Öle von Kamille, Kümmel, Fenchel, Pfefferminze, Salbei und Anis wirken entkrampfend auf einen vollem Magen, regen die Gallenproduktion an und helfen, Blähungen entgegenzuwirken. "Übergießen Sie den Tee mit kochendem Wasser und lassen Sie ihn mindestens fünf Minuten ziehen, damit sich die Wirkstoffe im Wasser lösen können", rät Neumann. "Ebenso unterstützt warmes Ingwerwasser die Verdauungstätigkeit."
Brigitte Neumann ist Diplom-Ökotrophologin aus Uttenreuth. Die freiberufliche Ernährungswissenschaftlerin ist in der Erwachsenenbildung tätig. Sie hält unter anderem Vorträge in Schulen und Firmen und arbeitet mit Verbänden, Institutionen, Krankenkassen und Ärzten zusammen.
Stilles Mineralwasser gegen Sodbrennen
Auch gegen Sodbrennen kann ein Getränk helfen: Gastroenterologen sowie Internisten empfehlen, bei Sodbrennen stilles Mineralwasser zu trinken. Aber warum wirkt stilles Mineralwasser gegen Sodbrennen? "Mineralwasser ist reich an Hydrogencarbonat, was wie ein Säurepuffer wirkt", erklärt die Diplom-Ökotrophologin.
"Ein Heilwasser mit mehr als 1300 Milligramm Hydrogencarbonat pro Liter gilt als wirksam gegen Sodbrennen. Meistens sind diese Heilwässer ‚stille‘ Wässer. Was von Vorteil ist, da Kohlensäure den Magen reizen kann."
Nach dem Essen nicht gleich ins Bett
Ebenso sollte man mit vollem Magen nicht ins Bett gehen. Schlafen bremst die Verdauung aus und durch das Liegen verstärkt sich der Druck auf den Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen. Das Sodbrennen-Risiko steigt. Wer zu Sodbrennen neigt, sollte nach einem üppigen Mahl noch einen Spaziergang machen und zum Schlafen den Oberkörper etwas erhöht lagern.
Wann mit Völlegefühlen zum Arzt?
Wer immer wieder unter unangenehmem Völlegefühl leidet, selbst wenn er nur geringe Mengen gegessen hat, oder wer zwischen den Mahlzeiten Beschwerden verspürt, sollte aufmerksam werden. Dann kann möglicherweise eine Erkrankung die Ursache sein, zum Beispiel eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, ein Reizmagen, ein Reizdarm oder eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis).
Dann begleiten oft Schmerzen, Übelkeit bis hin zu Erbrechen, Blähungen, Aufstoßen und Verdauungsstörungen wie Verstopfung oder Durchfall den Verdauungsprozess. "Bei wiederkehrenden Verdauungsproblemen oder Magenschmerzen sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen und die Ursache klären lassen", empfiehlt Neumann. "Wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder an einen Gastroenterlogen."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- verbraucherzentrale-bayern.de: "Hilft Schnaps bei der Verdauung?". Online-Information der Verbraucherzentrale Bayern. (stand: 20. Februar 2020)
- gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert der Magen?" Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 17. November 2021).
- gesundheitsinformation.de: "Reizmagen (funktionelle Dyspepsie)". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 1. Juni 2022)
- gesundheitsinformation.de: "Reizdarmsyndrom". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 25. September 2019)
- gesundheitsinformation.de: "Sodbrennen und Refluxkrankheit". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 17. November 2021)
- dge-medienservice.de: "Angepasste Vollkost". Informations-Broschüre der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). (Stand: 3. vollständig überarbeitete Auflage, 2020)
- onlinelibary.wiley.com: "Reizmagen (funktionelle Dyspepsie)". Europäische Leitlinie der United European Gastroenterology (UEG) and European Society for Neurogastroenterology and Motility (ESNM). (Stand: 22. Dezember 2020).
- awmf.org: "Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie". Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM), AWMF-Registriernummer: 021/016. (Stand: Juni 2021)