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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Explosionsartige Vermehrung Giftige Raupen: Gefahr im Garten und Park
Das warme Wetter bietet ideale Bedingungen für die Insekten. Die Raupen sind nicht nur lästig – sondern zum Teil auch giftig für Menschen. Vor welchen Arten Sie sich in Acht nehmen müssen.
Sie sind nur einige Zentimeter lang, treten aber in großen Schwärmen auf – und werden für manche Menschen in Deutschland zur großen Belastung. Raupen von Schwammspinnern und Eichenprozessionsspinnern fressen Wälder und Gärten kahl.
Meistens in großen Waldgebieten in Thüringen, in Franken und um Leipzig herum, tummeln sich im Frühling oder teilweise noch im Frühsommer der schwarzbraunen Schwarmspinnerraupen. Sie knabbern nicht nur massenweise Eichen und andere Pflanzen ab, sondern kriechen auch in Gärten und an Häuserwänden entlang – und manchmal an Beinen der Menschen hoch. Andere Bundesländer haben zwar keine derart drastischen Fälle, melden aber auch steigende Zahlen, etwa die Umweltministerien von Hessen und Rheinland-Pfalz.
Was macht die Raupen gefährlich?
Zur Plage hat sich vielerorts auch der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) entwickelt. Anders als beim Schwammspinner (Lymantria dispar) können diese Raupen Menschen gefährlich werden – wegen ihrer feinen Gifthärchen. Nach Angaben des Julius-Kühn-Instituts (JKI) in Braunschweig tritt der werdende Schmetterling seit Mitte der 1990er Jahre verstärkt in Deutschland auf, allerdings sei der Befall regional unterschiedlich.
Doch woher kommt die teils explosionsartige Vermehrung der Raupen?
Häufig tragen die klimatischen Veränderungen einen großen Anteil daran, dass sich die Insekten schlagartig und massiv vermehren. Denn die Insekten brauchen Wärme, Licht und Sonne, um sich fortpflanzen zu können. Da die Temperaturen in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen und die Frühlinge und Sommer wärmer werden, gehen Experten davon aus, dass auch die Anzahl an giftigen Raupen in Deutschland deutlich ansteigen wird.
"Da es durch den Klimawandel zukünftig verstärkt sommerwarme, sommertrockene Perioden geben wird, wird der Schwammspinner-Befall zunehmen", bestätigt eine Sprecherin des Thüringer Landwirtschaftsministeriums. Der Schwammspinner ist ein wärmeliebender Nachtfalter, der als Raupe bevorzugt Eichenblätter frisst. Seit dem heißen und trockenen Jahr 2015 steige seine Population, schreibt die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).
Wie gefährlich sind Schwammspinnerraupen?
Die Raupen des Schwammspinners sind für den Menschen zwar lästig, aber in der Regel nicht gesundheitsgefährdend. Vielmehr belastet der Befall die Menschen psychisch – da sich die Anwohner nicht draußen aufhalten möchten – und wirtschaftlich – aufgrund der ennormen Fraßschäden an Laubgehölzen und in den Gärten.
Der Schwammspinner sei ein altbekannter Forstschädling, erläutert ein Sprecher des Thünen-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei in Braunschweig. Die Tiere kämen zwar nicht häufig vor, aber wenn, dann sehr massiv. Eine länderübergreifende Ausbreitung in Europa gab es nach Informationen der Bayerischen LWF zwischen 1992 und 1995. Ohne Gegenmaßnahmen dauern Massenvermehrungen demnach etwa vier bis fünf Jahre.
Raupe der Gespinstmotte
Die Raupe der Gespinstmotte ist zwar nicht gefährlich, dennoch können ihre feinen Härchen ebenfalls zu Hautreizungen führen.
Warum keine Insektizide eingesetzt werden
Häufig wird auf eine Bekämpfung mit Insektiziden verzichtet, weil dadurch auch Nützlinge vernichtet würden. Es wird jedoch geprüft, ob biologische Schädlingsbekämpfungsmittel wie etwa der Mikroorganismus Bacillus thuringiensis gegen junge Raupen eingesetzt werden kann. Die Anwendung muss dann aber frühzeitig erfolgen, bevor die Raupen ein gewisses Entwickungsstadium erreicht haben.
Sobald sich die Raupen verpuppen, besteht die Gefahr für die Pflanzen nicht mehr, Häufig kommt es dann bei Eichen auch zum sogenannten Johannistrieb, einem zweiten Blattaustrieb. Die Bäume bekommen dann Ende Juni neues Laub.
Die Raupen verpuppen sich gewöhnlich bis spätestens Anfang Juli. Die Weibchen legen laut LWF im Sommer bis zu 1.000 Eier an Baumstämmen oder dicken Ästen ab. Der deutsche Name der Tiere rührt daher, dass die Gelege mit gelbbrauner Afterwolle bedeckt werden und schwammartig aussehen.
Bekämpfung giftiger Raupen in Deutschland
Eine weitere Möglichkeit, die giftigen, heimischen Raupen zu bekämpfen, ist das Absammeln per Hand. Das ist jedoch sehr mühsam, aufwendig und zeitintensiv. Allerdings schont es die Umwelt.
Problematisch kann es für die Bäume werden, wenn sie von weiteren Schadinsekten heimgesucht werden – etwa dem Eichenprozessionsspinner. Da dessen Raupen auch Einzelbäume in Parks, Gärten oder in Freibädern befallen, können sie außerdem zum Problem für Menschen und Tiere werden. Denn die feinen Gifthärchen der Raupen können bei Kontakt zu Hautjucken, Atemnot oder einem allergischen Schock führen.
Was bei Nestern der Raupen zu tun ist
Sobald Sie Nester oder Gespinste der giftigen Raupen entdecken, sollten Sie handeln und den Fund melden. Die Behörden ergreifen dann entsprechende Maßnahmen, indem die Tiere entweder entfernt oder der Bereich, in dem sie sich aufhalten, weiträumig abgesperrt wird.
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Wegen der Raupen des Eichenprozessionsspinners wurden auch schon Straßen und Parks gesperrt. Als Gegenmaßnahme im öffentlichen Grün nennt das Julius-Kühn-Institut das Absaugen der Nester durch Spezialisten. Und im niedersächsischen Landkreis Gifhorn wurden Eichenprozessionsspinner in diesem Jahr sogar mit Hubschraubern aus der Luft bekämpft: Sie besprühten die Tiere mit dem Mikroorganismus Bacillus thuringiensis.
Überblick: Eichenprozessionsspinner-Raupe
Die Raupe des Eichenprozessionsspinners zählt zu den bekanntesten giftigen Raupen in Deutschland. Sie kommt vor allem in Eichenwäldern und Parks vor. Dort hält sie sich vorwiegend an den Ästen und Stämmen der Bäume auf.
Die Raupen besitzen feine Brennhaare, die bei Berührung Reizungen der Haut, Augen und Atemwege verursachen können. Der Grund: In den Härchen ist Nesselgift enthalten.
Da die winzigen Härchen aber auch durch die Luft fliegen, sind die Tiere nicht nur bei einer Berührung gefährlich.
Wenn Sie einen Befall mit der Raupe entdecken, sollten Sie einen Kontakt vermeiden und sich entsprechend mit Schutzkleidung – Handschuhen, Atemmaske, Schutzbrille – schützen. Melden Sie den Fund auch an Ihre Kommune.
- Nachrichtenagentur dpa