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Verbotsliste bei Gicht: Purintabelle zeigt ungünstige Lebensmittel


Verbotsliste und Tabellen
Diese purinarme Ernährung hilft bei Gicht


Aktualisiert am 08.08.2023Lesedauer: 6 Min.
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Älteres Paar kocht zusammen.Vergrößern des Bildes
Eine überwiegend vegetarische Kost mit viel Gemüse und wenig Fleisch und Fisch kann dabei helfen, Gichtanfällen vorzubeugen. (Quelle: CherriesJD/getty-images-bilder)

Die Ernährung wirkt sich auf die Menge an Harnsäure im Blut aus – darum spielt sie bei Gicht eine wichtige Rolle. Hier erfahren Sie, welche purinhaltigen Lebensmittel auf die Verbotsliste gehören und wie eine purinarme Kost aussieht.

Entgegen einem verbreiteten Vorurteil entsteht Gicht nicht durch eine ungesunde Kost. Trotzdem ist die Ernährung für die Behandlung der Erkrankung durchaus von Bedeutung: Mit der Diagnose "Gicht" erhalten Betroffene oft auch die dringende Empfehlung, sich so purinarm wie möglich zu ernähren.

Purine stecken als Bausteine der Erbsubstanz in jeder menschlichen und tierischen Zelle. Größere Mengen dieser Stoffe werden frei, wenn der Körper vermehrt Zellen aus eigenem Gewebe oder tierische Zellen aus der Nahrung abbaut. Er zerlegt die Purine in Harnsäure, welche von den Nieren und dem Darm ausgeschieden wird.

Bei den meisten Menschen mit Gicht funktioniert die Ausscheidung über die Nieren nicht richtig. Die Harnsäure sammelt sich bei ihnen im Blut und lagert sich irgendwann in den Gelenken ab, was Entzündungen – und damit Gichtanfälle – nach sich zieht.

Eine purinarme Ernährung soll das verhindern: Je weniger purinhaltige Lebensmittel eine erkrankte Person zu sich nimmt, umso weniger Harnsäure wird gebildet und umso geringer ist folglich das Risiko für erneute Gichtanfälle. So weit die Theorie.

Purinarme Kost löst das Problem nur teilweise

Das Problem: Purinhaltige Lebensmittel wie Fleisch und Fisch liefern neben Purinen auch größere Mengen an wertvollem Eiweiß und, im Falle von Fisch, an gesunden Fetten. Außerdem fällt es vielen Menschen schwer, langfristig ohne diese Nahrungsmittel auszukommen.

Alle purinhaltigen Lebensmittel ersatzlos vom Speiseplan zu streichen, ist somit weder aussichtsreich noch gesund. Und davon abgesehen löst der Verzicht auf purinhaltige Speisen auch nur einen Teil des Problems.

Denn zum einen beeinflussen bestimmte Getränke ebenfalls den Harnsäurespiegel. Zum anderen ist in der Behandlung von Gicht nicht allein der Harnsäurespiegel von Bedeutung: Für viele Betroffene ist es mindestens ebenso wichtig, ein gesünderes Gewicht zu erreichen und zu halten. Übergewicht begünstigt nämlich sowohl die Gicht als auch Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes.

Die folgenden Listen und Tabellen dienen daher nur der Orientierung. Sie bieten keine Garantie dafür, dass keine erneuten Gichtanfälle auftreten. Warum und worauf es bei einer gesunden Ernährungsweise bei Gicht noch ankommt, erfahren Sie in den letzten beiden Kapiteln.

Wichtig: Fastenkuren können Gichtanfälle auslösen. Menschen mit Gicht sollten daher andere Maßnahmen ergreifen, um Übergewicht abzubauen. Insbesondere sollten sie versuchen, sich regelmäßig zu bewegen – auch im Hinblick auf ihre sonstige Gesundheit.

Verbotsliste bei Gicht

Bestimmte Lebensmittel enthalten so viele Purine, dass bereits eine normale Portion davon für jemanden mit Gicht problematisch sein kann. Besonders, wenn am selben Tag noch andere purinhaltige Speisen verzehrt werden. Einen Überblick über eher zu meidende Fleisch- und Fischsorten gibt die folgende Verbotsliste:

  • Bries
  • Niere
  • Leber
  • Herz
  • andere, eher selten verzehrte Innereien wie Zunge und Hirn
  • Fleischextrakt
  • Sardellen
  • Hering
  • Ölsardinen
  • Krustentiere wie Hummer und Krabben

Ebenfalls auf die Verbotsliste gehören Lebensmittel, in denen viel Fruchtzucker steckt, weil dieser den Harnsäurespiegel ansteigen lässt. Dazu zählen vor allem:

  • Süßigkeiten, auch Müsliriegel
  • Honig
  • Fruchtsäfte und gezuckerte Limonaden
  • gezuckerte Joghurts
  • Eis

Auch Alkohol sollten Betroffene eher meiden, da er den Harnsäurespiegel erhöht. Vor allem Bier ist problematisch, weil es noch dazu Purine enthält: Aus hundert Millilitern Bier entstehen im Körper etwa 15 Milligramm Harnsäure.

Besser (und frei von Purinen) ist Wein, natürlich in Maßen: Frauen mit Gicht sollten höchstens ein halbes Glas Wein am Tag trinken und Männer nicht mehr als eines – aber nicht jeden Tag. Täglicher Alkoholkonsum ist generell ungesund.

Gibt es auch verbotene Gemüse bei Gicht?

Auch Gemüse und andere pflanzliche Lebensmittel können purinreich sein, zum Beispiel:

  • Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Sojaprodukte sowie
  • Kohl, etwa Rosenkohl und Brokkoli

In einer Studie wurden bei Veganerinnen und Veganern sogar höhere Harnsäurespiegel gemessen als bei Personen, die regelmäßig Fleisch und Fisch speisten. Als am niedrigsten erwies sich der Harnsäurespiegel der Teilnehmenden, die sich vegetarisch ernährten, also auch Milchprodukte zu sich nahmen.

Als Erklärung vermuteten die Forschenden die unterschiedlichen Eiweißquellen in der veganen und vegetarischen Kost: Während vegan lebende Menschen ihren Eisenbedarf hauptsächlich über purinreiche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte und Kohl decken, können Vegetarierinnen und Vegetarier eiweißreiche Milchprodukte zu sich nehmen, die wenig oder keine Purine enthalten.

Ob Hülsenfrüchte, Kohl und andere pflanzliche Purinquellen bei Gicht wirklich problematisch sind, lässt sich aus der Untersuchung allerdings nicht ableiten: Bei den Teilnehmenden handelte es sich überwiegend um Menschen unter 50 Jahren, und eine Gicht entwickelt sich fast immer erst im höheren Lebensalter.

Ferner legen andere Studien nahe, dass eine purinreiche Pflanzenkost das Risiko für die Entstehung einer Gicht nicht erhöht.

Wie sinnvoll ist eine Verbotsliste bei Gicht?

Die Listen sollen nur der Orientierung dienen und sind nicht als erhobener Zeigefinger zu verstehen. Der langfristige und konsequente Verzicht auf die verbotenen Lebensmittel ist für Betroffene oft eine große Herausforderung. Und das ist verständlich: Viele dieser Nahrungsmittel sind wichtige Bestandteile der traditionell westlichen Ernährungsweise.

Wenn seit der Kindheit regelmäßig Fleisch- und Fischgerichte auf den Tisch kommen, ist es schwierig, von heute auf morgen hauptsächlich auf Pflanzenkost umzusteigen. Essgewohnheiten sitzen für gewöhnlich tief und lassen sich meist nicht ohne Weiteres umkrempeln.

Allzu strenge und radikale Verbote bergen zudem die Gefahr, dass die Betroffenen bei gelegentlichen "Ausrutschern" riskante Mengen an Fleisch oder Fisch zu sich nehmen – was sich deutlich ungünstiger auf den Harnsäurespiegel auswirkt als ein maßvoller Umgang mit Fleisch und Fisch. Wie so ein maßvoller Umgang aussehen kann, erfahren Sie im folgenden Kapitel.

Purintabelle: Purinhaltige und purinarme Lebensmittel

Eine Purintabelle kann Menschen mit Gicht dabei helfen, ihren Speiseplan zusammenzustellen. Die folgenden Tabellen zeigen nicht den Puringehalt der jeweiligen Lebensmittel an, sondern wie viel Milligramm Harnsäure der Körper bei deren Verwertung bildet.

Mithilfe der Werte können Erkrankte berechnen, welche Lebensmittel sie täglich in welcher Menge essen können, ohne insgesamt zu viel Purine zu sich zu nehmen. Bei einer purinarmen Kost sollten es nicht mehr als 300 Milligramm Purine pro Tag sein. Der Körper bildet daraus etwa 720 Milligramm Harnsäure.

Fleisch, Innereien und Wurst

Lebensmittel Harnsäure in Milligramm pro 100 Gramm
Rindfleisch 140 bis 150
Schweinefleisch 150 bis 170
Kalbfleisch 140 bis 160
Hammel- und Lammfleisch 140
Rehfleisch 150
Hase 170
Huhn 240
Kalbsbries 900
Kalbsherz 180
Kalbsleber 260
gekochter Schinken 130
Mettwurst 62
Weißwurst 70

Tipp: Beim Kochen geht ein Teil der Purine aus dem Fleisch ins Wasser über, daher ist Kochen besser als Braten.

Fisch und Meeresfrüchte

Lebensmittel Harnsäure in Milligramm pro 100 Gramm
Forelle 200
Karpfen 150
Scholle 130
Kabeljau 108
Anchovis und Sardellen 260
Krabben 165
Thunfisch in Öl 180

Milchprodukte und Eier

Lebensmittel Harnsäure in Milligramm pro 100 Gramm
Milch 0
Joghurt 0
Quark 0
Ei 5
Butter 0
Emmentaler 10
Camembert 30

Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte

Lebensmittel Harnsäure in Milligramm pro 100 Gramm
Kartoffeln 15
Paprika 10
Tomaten 10
Gurken 7
Kopfsalat 10
Feldsalat 25
frischer Spinat 50
Äpfel 15
Bananen 25
Erdbeeren 25
helle Weintrauben 20
Champignons 25
Spargel 25
Erbsen 150
Linsen 200
Blumenkohl 45
Rosenkohl 60

Brot, Backwaren und andere Lebensmittel

Lebensmittel Harnsäure in Milligramm pro 100 Gramm
Brötchen 45
Mischbrot 45
Weißbrot 40
Nudeln 22
Reis 35
Haferflocken 100

Für die korrekte Berechnung müssen die Werte zusammengezählt werden, und zwar in den am jeweiligen Tag verzehrten Portionsgrößen. Die Summe sollte unter der Obergrenze von 720 Milligramm Harnsäure liegen. Für eine ungefähre Einschätzung gibt es eine einfache Faustregel: Bis zu 150 Gramm Fleisch, Wurst oder Fisch am Tag gelten als unbedenklich.

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Harnsäure senken mit der Ernährung: Wie viel bringt eine purinarme Kost bei Gicht?

Etwa ein Drittel der Harnsäure im Blut stammt aus der Ernährung, den Rest bildet der Körper beim Abbau eigener Zellen. Eine purinarme Kost kann den Harnsäurespiegel daher nur zu einem gewissen Maße senken. Gichtanfälle lassen sich allein über die Ernährung also nicht sicher verhindern.

Bei purinarmer Diät besteht zwar definitiv ein geringeres Risiko für erneute Gichtanfälle als bei einer fleisch- und fischlastigen Kost. Um wie viel geringer, ist aber unklar, weil es dazu noch keine ausreichenden wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt.

Fazit: Welche Ernährung bei Gicht?

Folgende Ernährungstipps können Menschen mit Gicht zur Orientierung dienen:

  • Essen Sie viel Gemüse und Obst.
  • Trinken Sie täglich etwa anderthalb Liter Wasser oder ungezuckerten Tee – Trinken hilft dem Körper bei der Ausscheidung von Harnsäure.
  • Decken Sie Ihren Eiweißbedarf hauptsächlich mit fettarmen Milchprodukten wie Quark, zuckerfreiem Joghurt und Käse.
  • Nehmen Sie viel Vitamin C zu sich, etwa aus roten Paprika, Zitrusfrüchten und Feldsalat: Vitamin C trägt zur Senkung des Harnsäurespiegels bei.
  • Essen Sie Fleisch und Fisch nur in Maßen.
  • Verzichten Sie möglichst auf Innereien und bestimmte Fischsorten (welche, steht in der Verbotsliste).
  • Meiden Sie Alkohol, Fruchtsäfte und zuckerhaltige Limonaden.
  • Ernähren Sie sich so, dass Sie ein gesundes Gewicht erreichen und halten können. Führen Sie aber keine radikalen Diäten oder Fastenkuren durch, sonst riskieren Sie Gichtanfälle.

Die ideale Ernährung bei Gicht muss vieles auf einmal bewirken: den Harnsäurespiegel niedrig halten, zur Normalisierung des Gewichts beitragen und vor häufigen Begleiterkrankungen der Gicht schützen – vor allem Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Obendrein sollte sie über Jahrzehnte hinweg durchzuhalten sein.

Ob eine der vielen Diäten, die bislang entwickelt wurden, all das ermöglicht, ist noch nicht ausreichend erforscht und unter Fachleuten umstritten. Eine Ernährungsform, die diese Kriterien zumindest teilweise erfüllt, ist die Mittelmeerdiät. Wer sich daran hält, meidet Fertigkost, isst selten Fleisch und ernährt sich hauptsächlich von Gemüse und Obst, Vollkornprodukten, Nüssen sowie Olivenöl.

Studien belegen, dass die mediterrane Ernährung tatsächlich vor zahlreichen Erkrankungen schützt, die häufig zusammen mit Gicht auftreten. Auch zum Abnehmen eignet sie sich. Einige Studien deuten darauf hin, dass sie sich zudem günstig auf den Harnsäurespiegel auswirkt. Um sie bei Gicht zu empfehlen, reichen diese Untersuchungen aber nicht aus.

Wenn überhaupt, dann ist die Mittelmeerkost bei Gicht nur in abgewandelter Form geeignet. Denn neben all den pflanzlichen Lebensmitteln sieht sie auch purinreiche Speisen wie Fisch, Meeresfrüchte und Hülsenfrüchte vor, die bei Gicht problematisch sein können. Besser eignen sich Milchprodukte als Eiweißquelle.

Grundsätzlich sollten Menschen mit Gicht immer zunächst mit der Ärztin oder dem Arzt sprechen, bevor sie ihre Ernährung umstellen. Denn welche Kost am besten geeignet ist, hängt auch von individuellen Faktoren wie Gewicht, Alter und möglichen Vorerkrankungen ab.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Herold, G.: "Innere Medizin". Eigenverlag, Köln 2022
  • Online-Informationen von Deximed: www.deximed.de (Abrufdatum: 18.3.2022)
  • Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 18.3.2022)
  • Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 18.3.2022)
  • Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 18.3.2022)
  • "Gicht". Online-Informationen der Stiftung Warentest: www.test.de (Stand: 15.3.2022)
  • Danve A., et al.: "Role of diet in hyperuricemia and gout". Best Practice & Reaearch Clinical Rheumatology, Vol. 35, Iss. 4, Nr. 101723 (Dezember 2021)
  • Yokose, C., et al.: "Dietary and Lifestyle-Centered Approach in Gout Care and Prevention". Current Rheumatology Reports, Vol. 23, Iss. 7, p. 51 (April 2021)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): "Gicht: Häufige Gichtanfälle und Chronische Gicht". AWMF-Reg.-Nr. 53 / 32a (Stand: 21.3.2019)
  • Biesalski, H., et al.: "Ernährungsmedizin". Thieme, Stuttgart 2017
  • "Gicht: Ernährungsempfehlungen & Tipps". Online-Informationen des Berufsverbandes Deutscher Internistinnen und Internisten: www.internisten-im-netz.de (Stand: 18.10.2017)
  • Bruhn, C.: "Gichtanfälle verhindern". Deutsche Apotheker Zeitung, Nr. 7, S. 44 (Februar 2016)
  • Schmidt, J. A., et al.: "Serum uric acid concentrations in meat eaters, fish eaters, vegetarians and vegans: a cross-sectional analysis in the EPIC-Oxford cohort". PloS One, Vol. 8, Iss. 2, Nr. e56339 (Februar 2013)
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