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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Verklebtes Bindegewebe Hinter Rückenschmerzen können die Faszien stecken
Es zwickt, es sticht, es knackt: Wer von Rückenschmerzen geplagt ist, weiß, wie unangenehm das ist. Die Ursachen sind vielfältig. Neben Gelenk- und Muskelproblemen spielen auch die sogenannten Faszien häufig eine wichtige Rolle. Wir haben einen Sportmediziner gefragt, was es damit auf sich hat und wie der Rücken gesund und stark bleibt.
Schaut man sich den Alltag an, ist schnell klar, warum immer mehr Deutsche unter Rückenschmerzen leiden: Wir sitzen zu viel und bewegen uns zu wenig. Fehlbelastungen sowie monotone Bewegungen tragen ihr Übriges dazu bei. "Worauf es wirklich ankommt, ist Bewegung. Das ist die Quintessenz für unseren Körper", betont Dr. Thorsten Schiffer, Leiter der Ambulanz für Sporttraumatologie und Gesundheitsberatung an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Bewegung ist komplex
Bleibt die für den Körper notwendige Aktivität aus, gerät das Bewegungssystem aus dem Gleichgewicht. "Damit unsere Bewegungen reibungslos funktionieren, ist ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren wie etwa Muskeln, Gelenken, Nerven, Bändern und Faszien notwendig", erklärt der Sportmediziner. "Ist dieses gestört, kommt es zu Schmerzen." Doch was genau sind Faszien und welche Rolle übernehmen sie im Körper?
Faszien sind überall im Körper
Faszien sind Bindegewebsfasern, die nicht nur die Muskeln umhüllen und durchziehen, sondern auch verschiedene Körperbereiche miteinander verbinden, etwa den Arm mit dem Oberkörper. "Faszien sind im gesamten Körper anzutreffen", sagt Schiffer. "Ihnen werden stützende, stabilisierende und zusammenhaltende Eigenschaften zugeschrieben."
Ohne Bewegung verkleben die Fasern
Das heißt: Werden die Faszien nicht ausreichend durch Bewegung gefordert, verlieren sie ihre Elastizität und Dehnfähigkeit und können "verkleben". "Mit den Faszien verhält es sich wie mit einem fein gewebten Strumpf. Die Struktur ist geordnet. Doch kommt es zu einer Laufmasche, verknoten sich einzelne Fasern und der nötige Halt fehlt. Die Energie zwischen den Geweben kann nicht mehr störungsfrei übertragen werden."
Das Risiko, dass die Bindegewebsfasern ihre Struktur einbüßen, steigt mit dem Mangel an Bewegung. Doch auch mit zunehmendem Alter sowie bei Diabetes-Patienten lässt sich diese Veränderung unter anderem erkennen.
Beschädigte Faszien nur schwer zu heilen
Machen die Faszien erst einmal Probleme, braucht man Geduld. "Die Fasern sind stoffwechsellangsam, das heißt, eine Veränderung macht sich erst nach Monaten oder gar Jahren bemerkbar", erklärt Schiffer. Wer sich über Jahre hinweg zu wenig bewegt hat, bekommt das irgendwann zu spüren, kann es aber nicht von heute auf morgen wieder rückgängig machen.
Dauerhafte Verhaltensänderung kann helfen
"Eine zweiwöchige Rückenschule als alleinige Therapie hilft dann nicht weiter", so der Arzt. "Man sollte solche Maßnahmen als Trainingslager auffassen, in dem man die Möglichkeiten einer dauerhaften Verhaltensänderung kennenlernt." Am besten ist es natürlich, wenn die Faszien gar nicht erst ihre Stützfunktion verlieren. Regelmäßige und abwechslungsreiche Bewegung beugt vor.
Dabei muss es kein Leistungssport sein. Man soll den Sport machen, der Spaß bereitet und frei von Zwängen ist, wie Schiffer rät. Wichtig ist, dass die Sportart regelmäßig durchführbar ist und keine Schmerzen bereitet.
Mit Rückenschmerzen zum Arzt gehen
Kann man als Laie feststellen, ob verklebte Fasern schuld an Rückenschmerzen sind? "Nein", sagt der Mediziner. Faszien könnten zwar einen Großteil der Beschwerden verursachen, aber andere Gründe kämen eben auch in Betracht. Bei hartnäckigen Beschwerden solle man zum Arzt.
"Unser Körper ist für Bewegung gemacht"
Sind die Faszien als Ursache ausgemacht, wird der Körper mit Dehnungs- und Stärkungsübungen gezielt gefordert. "Doch am besten ist es, wenn Sie vorbeugen. Unser Körper ist für Bewegung gemacht, geben Sie sie ihm – und halten Sie so Ihre Faszien elastisch."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.