Er ist krank Kurz vor seinem 90. Geburtstag: Sorge um Zeichner Janosch
Am 11. März wird Janosch 90 Jahre alt. Aktuell geht es ihm allerdings wohl nicht so gut. Interviews und Autogrammwünsche zu seinem Geburtstag musste der Illustrator jetzt aus gesundheitlichen Gründen absagen.
90 Jahre Leben sind ein sehr guter Grund, um auf das eigene Schaffen zurückzublicken. Viele Künstler geben deswegen anlässlich ihres Jubiläums häufig Interviews, lassen sich und ihr Leben noch einmal hochleben und schwelgen selbst in Erinnerungen. Bei Janosch ist das in diesem Jahr anders. Es gibt kein aktuelles Interview mit ihm, auch Autogramme oder Signierungen zu seinem 90. Geburtstag musste er ablehnen.
Nicht in der Lage für Wortmeldungen
"Janosch ist jetzt vor seinem Geburtstag ziemlich krank", sagte der Vorsitzende der Janosch-Gesellschaft, Ulrich Kypke, kürzlich dem Deutschlandfunk. Zu Wortmeldungen sehe sich Janosch nicht in der Lage. Der Zeichner, Illustrator, Kinderbuch- und Romanautor wird seinen Geburtstag in seiner spanischen Wahlheimat Teneriffa verbringen.
Seinen Durchbruch hatte Horst Eckert, wie Janosch mit bürgerlichem Namen heißt, 1978 mit seinem legendären Kinderbuch "Oh, wie schön ist Panama". Dabei bezeichnete er selbst das Werk einst als eine Art Racheakt. Die Kunstakademie in München lehnte ihn ab, sein erstes Buch hatte keinen Erfolg. "Ich wollte ein Kitschbuch machen", verrät er im Filmporträt "Janosch – ja ist gut, nein ist gut" (zu sehen in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks (BR) und am Montag (8. März) um 22.00 Uhr im BR Fernsehen). "Es muss ein Kuschelbär dabei sein und der Bär muss eine Reise machen und er muss einen Freund haben. Und schon fangen die Weiber an, zu heulen."
Während Janosch mit genau diesem Bären und seinem Freund Erfolge feierte und etlichen Kindern wundervolle Stunden bescherte, war seine eigene Kindheit seinen eigenen Aussagen zufolge "die Hölle". Drastisch beschrieb er 2017 im "Spiegel" die eigenen Eltern.
"Mein Vater kam jeden Tag besoffen wie ein Schwein nach Hause, ist auf den Boden gerutscht, hat hingekotzt, hat versucht, seine Frau zu hauen, und war so besoffen, dass er sie nicht mehr hauen konnte." Nicht besser die Mutter: "Meine Mutter hat mich immer gehauen – dabei sagte sie, wenn du nicht aufhörst zu heulen, schlag ich dich tot."
Über all dem standen dann noch die mit Vehemenz auftretenden Priester der katholischen Kirche, die tiefsitzende Ängste vor der Sünde beim kleinen Horst auslösten. Eine "Schuld, die man nie loswird", sei ihm eingepflanzt worden.
Trauma in Roman verarbeitet
Die Erinnerungen tobten über Jahrzehnte in Janosch – auch nachdem er 1970 mit "Cholonok oder Der liebe Gott aus Lehm" einen prägenden Roman schrieb und die Grundlage für spätere Millionenauflagen mit zahlreichen Werken legte. Und sie wirkten auch noch nach, als er mit dem "Oh, wie schön ist Panama" den kleinen Bär und den kleinen Tiger auf die Suche nach dem großen Glück in die Ferne schickte, bis sie dieses Glück schließlich im eigenen Zuhause fanden.
Den Cholonek habe er im Suff geschrieben, sagt Janosch. Im Alkoholrausch habe er den Punkt erreichen können, die verdrängten Kindheitstraumata wieder freizulegen und sie zu beschreiben.
Sein eigenes Paradies fand Janosch auf Teneriffa, wo er seit langem mit seiner Frau Ines lebt. Von dort aus bereicherte er ab 2013 mehrere Jahre lang auch die Leser der "Zeit" mit den Weisheiten seiner kauzigen Figur Wondrak, dem Alter Ego des Künstlers.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa