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Fünf Mythen: Entsteht Scheidenpilz durch mangelnde Intimhygiene?


Fünf Mythen im Check
Entsteht Scheidenpilz durch mangelnde Intimhygiene?

  • Ann-Kathrin Landzettel
Ann-Kathrin Landzettel

21.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Intimbereich: Scheidenpilz wird nicht von mangelnder Intimhygiene verursacht. Häufig ist stattdessen eine übermäßige Pflege der Auslöser.Vergrößern des Bildes
Intimbereich: Scheidenpilz wird nicht von mangelnder Intimhygiene verursacht. Häufig ist stattdessen eine übermäßige Pflege der Auslöser. (Quelle: MonthiraYodtiwong/getty-images-bilder)

Rund um das Thema Scheidenpilz sind eine Menge Mythen im Umlauf. Vielen Hausmitteln etwa wird nachgesagt, dass sie gegen Scheidenpilz helfen sollen, einige jedoch können die Beschwerden sogar verschlimmern.

Viele Frauen denken, Scheidenpilz sei auf eine unzureichende Intimhygiene zurückzuführen oder der Pilz ließe sich mit einer speziellen Scheidenpilz-Diät mit Zuckerverzicht aushungern. Was an diesen Behauptungen dran ist. Fünf Scheidenpilz-Mythen im Check.

Scheidenpilz-Mythos 1: Mangelnde Intimhygiene löst Scheidenpilz aus

Scheidenpilz durch mangelnde Intimhygiene? Das gehört definitiv in das Reich der Mythen. Scheidenpilz hat nichts mit zu wenig Sauberkeit zu tun. Er wird in den meisten Fällen durch den Hefepilz Candida albicans verursacht – und der kommt natürlicherweise im Intimbereich vor.

Krankheitswert kann er dann bekommen, wenn sich der Pilz ausbreitet. Das geschieht in der Regel dann, wenn die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht gerät. Normalerweise kann die natürliche Abwehr der Scheide dank ihres sauren Milieus den Pilz gut in Schach halten. Verschiebt sich der pH-Wert der Scheide, steigt das Risiko für Scheidenpilzinfektionen.

"Scheidenpilz hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Im Gegenteil: Eine übertriebene Intimhygiene kann Scheidenpilz möglicherweise begünstigen. Die Reinigung mit Seifen, Duschgelen und Waschlotionen kann den Intimbereich schwächen", warnt Dr. med. Frank Thieme, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Landesvorsitzender Sachsen-Anhalt des Berufsverbandes der Frauenärzte e. V. (BVF).

"Für die Intimhygiene gilt: Am besten mit Wasser waschen. Wer dennoch ein Reinigungsgel nutzen möchte, sollte darauf achten, dass es für den Intimbereich geeignet ist, also einen entsprechenden pH-Wert hat, seifenfrei ist und keine Duftstoffe enthält."

Scheidenpilz-Mythos 2: Krümeliger Ausfluss als Anzeichen für Scheidenpilz

Dass sich Scheidenpilz durch einen veränderten Ausfluss zeigt, stimmt. Meist ist er quarkartig bis krümelig, kann aber auch wässrig sein und geronnener Milch ähneln. Scheidenpilz ist zudem meist begleitet von Juckreiz, Rötungen, Schwellungen und Brennen. Aber: Nicht immer verursacht Scheidenpilz Beschwerden. Manchmal fehlen die Scheidenpilz-Symptome ganz oder sind nur sehr gering ausgeprägt. Starke Beschwerden treten eher selten auf.

Verändert sich die natürliche Sekretbildung der Scheide oder der Geruch des Sekrets oder kommen Symptome wie Juckreiz, Brennen oder Schwellungen hinzu, sollten Frauen einen Termin beim Gynäkologen vereinbaren und der Ursache auf den Grund gehen. "Ist Scheidenpilz die Ursache der Beschwerden, wird mit Anti-Pilzmitteln, sogenannten Antimykotika, in Form von Cremes, Zäpfchen oder Tabletten behandelt", sagt Thieme. "In der Regel bekommt man eine akute Pilzerkrankung innerhalb von wenigen Tagen in den Griff."

Scheidenpilz-Mythos 3: Zuckerarme Diät lässt Scheidenpilz aushungern

Eine Anti-Scheidenpilz-Diät: Das wäre für viele Frauen ein Traum. Besonders Frauen, die unter wiederkehrenden Infektionen leiden, wünschen sich eine dauerhafte Lösung. Doch eine spezielle Anti-Scheidenpilz-Diät gibt es nicht. Zwar stimmt es, dass sich Hefepilze von Zucker ernähren. Dass der Verzicht auf Zucker Candida albicans aushungern kann, ist allerdings nicht belegt.

Bekannt aber ist: Frauen mit Diabetes mellitus, umgangssprachlich auch als Zuckerkrankheit bezeichnet, haben ein erhöhtes Scheidenpilzrisiko. Laut der aktuellen Leitlinie "Vulvovaginalkandidose" vermehrt eine erhöhte Glykämie im Vaginalgewebe das Pilzwachstum. Unter anderem, weil durch den erhöhten Blutzuckerspiegel die Hefepilze genährt werden, aber auch, weil die natürliche Abwehr der Scheide geschwächt ist. "Frauen mit Diabetes sollten darauf achten, dass ihr Blutzucker möglichst gut eingestellt ist, um das Risiko für wiederkehrende Scheidenpilzinfektionen zu senken", rät der Frauenarzt.

(Quelle: Privat)


Dr. med. Frank Thieme ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Landesvorsitzender Sachsen-Anhalt des Berufsverbandes der Frauenärzte e. V. (BVF).

Scheidenpilz-Mythos 4: In Joghurt getränkte Tampons helfen gegen Scheidenpilz

Joghurt-Tampons gegen Scheidenpilz? Ein Hausmittel, vor dem viele Frauenärzte warnen. Zwar liegt die Vermutung nahe, dass die in Joghurt enthaltenen Milchsäurebakterien die Vaginalflora stärken. Doch über den Joghurt können auch andere Bakterien in die Scheide gelangen, die dort nicht erwünscht sind. Zudem können solche Hausmittel die Scheidenschleimhaut reizen.

"Frauen, die mit Milchsäurebakterien ihren Intimbereich stärken möchten, sollten zu speziellen Präparaten für den Intimbereich greifen. Zwar ist eine vorbeugende Wirkung der Milchsäurebakterien bei Scheidenpilz wissenschaftlich bislang nicht ausreichend belegt. Dennoch berichten Frauen immer wieder, dass ihnen eine solche 'Milchsäurebakterien-Kur' (Probiotika) guttut. Hier gilt es, auszuprobieren", so der Experte.

Scheidenpilz-Mythos 5: Knoblauch, Teebaumöl und Essig sind erfolgreiche Hausmittel gegen Scheidenpilz

Knoblauch, Teebaumöl und Essig gegen Scheidenpilz? Diese vermeintlichen Hausmittel gegen Scheidenpilz können getrost in das Reich der Mythen verabschiedet werden. Denn wie bereits erwähnt: Die Scheidenschleimhäute sind sehr empfindlich. Knoblauch, Teebaumöl und Essig können starke Reizungen verursachen, die mit Schmerzen und Brennen verbunden sein können. Auch steigt das Risiko für Entzündungen. Und wer seinen Intimbereich durch Experimente zusätzlich schwächt, erhöht das Risiko für andere Infektionen, etwa mit Bakterien.

"Veränderungen im Intimbereich, beispielsweise Juckreiz, Schmerzen, Schwellungen, Rötungen oder ein veränderter Ausfluss – sei es in Konsistenz, Geruch oder Farbe – sollten immer gynäkologisch abgeklärt werden", rät Thieme. "Ein Gynäkologe kann die Ursache feststellen und eine gezielte Behandlung beginnen. Von Hausmitteln ist bei Krankheiten im Intimbereich abzuraten."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • S2k-Leitlinie "Vulvovaginalkandidose" der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DDG), der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) sowie der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG). AWMF-Register-Nr. 015/072. (Stand: Gültig bis 2025)
  • Candidose (Pilzerkrankung). Online-Information der Deutschen STI-Gesellschaft. Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit. (Stand: Aufgerufen am 18. März 2022)
  • Scheidenpilz/ Candida-Infektionen/ Vaginalmykose/ Vaginalpilz. Online-Information des Berufsverbands der Frauenärzte e. V. BVF). (Stand: 8. Mai 2018)
  • Pilzinfektion der Scheide (Scheidenpilz). Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 5. Juni 2019)
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