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Pick-ups aus den USA: Verbände warnen davor


Unterschiedliche Regeln
Verbände fordern: Schluss mit Schlupflöchern bei Pick-ups

Von t-online, ccn

Aktualisiert am 06.07.2024Lesedauer: 3 Min.
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Geländewagen in der Stadt: Verbände kritisieren Zulassungs-Schlupflöcher für die in ihren Augen gefährlichen Pick-ups. (Quelle: IMAGO/Stefan Zeitz/imago-images-bilder)

Importierte Pick-ups aus den USA mit Einzelgenehmigungen sind eine Gefahr für Mensch und Umwelt, klagen Verbände. Sie fordern neue Regeln.

Sie sind groß, stark, können eine Menge Ladung transportieren und Lasten ziehen – aber sind zugleich gefährlich für Menschen und die Umwelt: Pick-ups. In den USA sind sie traditionell extrem beliebt, in Deutschland spielen sie eine Nischenrolle. Rund 20.000 Pick-ups werden hierzulande im Jahr zugelassen, schätzt der ADAC – angesichts von 2,6 Millionen Neuzulassungen insgesamt ein verschwindend kleiner Anteil. Vor allem Jäger, Landwirte oder Besitzer von Waldflächen setzen auf die Offroad-Fähigkeiten.

Die Zahl der verfügbaren Modelle hat in den vergangenen Jahren entsprechend eher nachgelassen – doch Fans dieser Autogattung haben Möglichkeiten, um an ihr Traumauto zu kommen.

Schlupflöcher lassen Importe großer Pick-ups zu

Immer wieder tauchen einzelne US-Fahrzeuge in Deutschland auf, die die hierzulande geltenden Sicherheits- und Umweltrichtlinien umgehen. Möglich ist das durch Schlupflöcher in der EU-Typgenehmigungsverordnung (2018/858): Mithilfe der sogenannten "individuellen Fahrzeuggenehmigung" beziehungsweise "Einzelgenehmigung für Fahrzeuge" (IVA) können einzelne Fahrzeuge in Europa zugelassen werden. Dafür brauchen sie nicht homologiert werden, also durch eine Behörde eine Typgenehmigung bekommen. Und genau das wird nach Ansicht mehrerer Verkehrsorganisationen zum Problem.

Die Umweltschutzorganisation Transport & Environment (T&E, zu ihr gehören unter anderem der NABU und der Verkehrsclub VCD) kritisiert die Zulassung über das "Individual Vehicle Approval"-Verfahren (IVA) als Ausnutzen einer Regelung, die ursprünglich für Sonderfahrzeuge wie etwa Autos für Mobilitätseingeschränkte oder Einsatzfahrzeuge von Rettungskräften getroffen wurde.

In einem Schreiben an den EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, Thierry Breton hatte T&E zusammen mit weiteren Organisationen beklagt, dass sich die Zahl der Neuzulassungen sogenannter Offroad-Fahrzeuge seit 2019 von 2.900 auf 6.800 mehr als verdoppelt habe. Einen Großteil mache mit gut 60 Prozent der große Pick-up Dodge Ram aus (ab 2,5 Tonnen schwer und bis zu 2,60 Meter breit). Eine Mengengrenze für den Import gibt es nicht.

Unterzeichnet haben das Schreiben unter anderem der Europäische Radfahrerverband ECF, der Internationale Fußgängerverband, der Europäische Verkehrssicherheitsrat (ETSC) sowie Transport & Environment. Sie fordern: "Diese Schlupflöcher müssen geschlossen werden. Es gibt keinen Grund, die Einfuhr dieses Fahrzeugtyps zuzulassen, wenn eine breite Palette von in der EU typgenehmigten Nutzfahrzeugen für alle Anwendungsfälle zur Verfügung steht", so die Organisationen. Denn auch in Europa sind Fahrzeuge wie der Toyota Hilux oder der Ford Ranger erhältlich, die den Richtlinien entsprechen.

Das ist die Gefahr von großen Pick-ups

Aktuell arbeitet die EU-Kommission an einer Aktualisierung der Anforderungen für die IVA. Jedoch sollen wichtige, in der EU sonst vorgeschriebene Sicherheitsfunktionen nicht berücksichtigt werden. Dazu gehören beispielsweise eine automatische Notbremsung mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, ein intelligenter Geschwindigkeitsassistent oder die elektronische Stabilitätskontrolle. Das Fehlen dieser Sicherheitsfunktionen kann bei extrem großen Pick-ups zur Gefahr werden.

Risiko tödlicher Verletzungen steigt um bis zu 200 Prozent

Doch selbst eine Vielzahl an Sicherheitssystemen kann nicht kompensieren, dass allein der Kühlergrill dieser Fahrzeuge höher als ein Kind ist – und damit viele Fußgänger und Radfahrer übersehen werden können. Das hat drastische Folgen. Die Unterzeichner des Schreibens zitieren eine Studie des Vias-Instituts mit Unfalldaten aus Belgien der vergangenen fünf Jahre: Im Vergleich zu einem Unfall mit einem herkömmlichen Pkw steigt das Risiko einer schweren Verletzung um 90, das Risiko tödlicher Verletzungen sogar um 200 Prozent. Und auch die Insassen kleinerer Fahrzeuge sind bei einem Zusammenstoß deutlich gefährdeter.

Auch bei den CO2-Emissionen müssen sich die Fahrzeuge nicht an europäische Standards halten. Dabei stößt ein Dodge Ram je nach Motorisierung mindestens 330 Gramm pro Kilometer, in der größten Motorisierung sogar 910 Gramm pro Kilometer aus. Der Grenzwert für die komplette Flotte eines Herstellers liegt in Europa ansonsten bei 95 Gramm. Doch wegen der Sonderzulassungen werden die importieren Pick-ups nicht gewertet. Die Verbände fordern daher: Wenn die Anforderungen für die IVA überarbeiten werden, müssen die Regeln in Bezug auf Sicherheit und Umweltschutz für alle gleichermaßen gelten.

Verwendete Quellen
  • adac.de: "Pick-up: Vom Lastenesel zum Statussymbol"
  • efahrer.chip.de: "Immer mehr monströse US-Autos in Europa: So gefährden Sie Mensch und Umwelt"
  • agrarheute.de: "US-Pickups: Eine Gefahr für den deutschen Straßenverkehr?"
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