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Chlamydien: Oft unbemerkte Infektion bedroht die Fruchtbarkeit


Viele sind infiziert, ohne es zu wissen
Chlamydien bedrohen die Fruchtbarkeit

Von t-online, dpa, sah

Aktualisiert am 04.08.2020Lesedauer: 3 Min.
3D-Darstellung von Chlamydien: Es sind Bakterien, die auf Schleimhäuten Infektionen auslösen können.Vergrößern des Bildes
3D-Darstellung von Chlamydien: Es sind Bakterien, die auf Schleimhäuten Infektionen auslösen können. (Quelle: Dr_Microbe/getty-images-bilder)

Eine Infektion mit Chlamydien gehört zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Besonders tückisch: Viele Frauen bemerken nicht, dass sie erkrankt sind. Bleiben Chlamydien unbehandelt, drohen unter anderem Eileiterschwangerschaften, Oberbauchschmerzen und sogar Unfruchtbarkeit.

Chlamydien sind Bakterien, die in den Zellen wachsen und meist beim Geschlechtsverkehr übertragen werden. Auf Schleimhäuten können sie Infektionen auslösen. Betroffen ist vor allem der Genitalbereich, aber auch auf den Augen, im Rachenraum, der Lunge, im Enddarm und Analbereich können sich die Bakterien ansiedeln.

Chlamydien: Symptome bei Frau und Mann

Anzeichen für eine Chlamydieninfektion bei Frauen können folgende Beschwerden sein:

  • starker Ausfluss, der streng riechen und eine ungewöhnliche Verfärbung aufweisen kann
  • Jucken im Genitalbereich
  • Zwischenblutungen
  • Brennen beim Wasserlassen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

Männer mit einer Chlamydieninfektion haben meist folgende Beschwerden:

  • eitriger Ausfluss
  • Schmerzen beim Urinieren
  • Schmerzen an den Hoden
  • Jucken im Genitalbereich

Eine Chlamydieninfektion ist mit Antibiotika behandelbar. Chlamydien sind aber oft ein Zufallsbefund. Problematisch ist, dass rund 80 Prozent der Frauen und etwa 50 Prozent der Männer keine Symptome verspüren. Deshalb ahnen sie nichts von ihrer Erkrankung und gehen demzufolge nicht zum Arzt. Auch die weitere Ausbreitung von Chlamydien wird dadurch begünstigt.

Test auf Chlamydieninfektion

Was viele nicht wissen: Gesetzlich Krankenversicherte bis zum Alter von 25 Jahren haben Anspruch auf einen jährlichen Test, um eine mögliche Chlamydieninfektion festzustellen. Die gesetzlichen Krankenkassen tragen die Kosten für das Chlamydien-Screening.

Es gibt vereinzelt aber auch Heimtests für zu Hause. Mit dem Pilotprojekt "S.A.M" in Bayern erprobt unter anderem die Deutsche Aids-Hilfe die bequeme Probenentnahme: mit einem Testpaket auf HIV, Syphilis, Tripper und Chlamydien. Die Abgabe ist ohne vorherigen Arztbesuch allerdings bisher nicht möglich.

Das Testpaket ist insbesondere für Menschen gedacht, die sich regelmäßig testen wollen, denen auf dem Land aber die richtigen Anlaufstellen fehlen. Interessenten müssen ein Mal zu einer Beratung gehen, können den Rest dann aber zu Hause erledigen. Das heißt: selbst Blut, Urin sowie Abstriche nehmen.

Behandlung einer Chlamydieninfektion

Um eine Erkrankung festzustellen, kann ein Urintest erfolgen, meist wird aber ein Abstrich gemacht. Bis das Ergebnis da ist, dauert es bis zu fünf Tage. Wird der Verdacht durch die Untersuchung bestätigt, bekommen Betroffene entweder über eine oder drei Wochen Antibiotika. Auch der Partner muss sich behandeln lassen, da sonst eine erneute Ansteckung droht.

Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) kann man davon ausgehen, dass sich in Deutschland jedes Jahr zwischen 100.000 und 300.000 Personen neu mit Chlamydien infizieren. Genaue Zahlen gibt es nicht, weil keine Meldepflicht besteht.

Folgen einer Chlamydieninfektion

Wird die Infektion nicht erkannt und behandelt, kann sie in den Bauchraum "aufsteigen". Dies geschieht bei etwa zehn bis 40 Prozent der betroffenen Frauen. Der Erreger wandert über Harnröhre, Gebärmutterhals und Gebärmutter bis zum Eileiter und kann bei jedem dieser Organe Entzündungen hervorrufen.

Bleibt eine Behandlung weiterhin aus, besteht die Gefahr, dass die Entzündung chronisch wird und die Eierstöcke verkleben beziehungsweise vernarben. Als Folge drohen:

  • Unfruchtbarkeit
  • Chronische Schmerzen im Unterbauch
  • Eileiterschwangerschaften

Eine unbehandelte Chlamydieninfektion ist vermutlich die häufigste Ursache von erworbener Unfruchtbarkeit, wobei langfristige Untersuchungen noch ausstehen. Es wird angenommen, dass es bei rund 20 Prozent der Frauen zu Unfruchtbarkeit kommt.

Erst wenn über einen längeren Zeitraum keine Behandlung erfolgt, kann es zu den gefürchteten Komplikationen kommen. Sind die Eileiter aber einmal vernarbt, lässt sich das nicht rückgängig machen.

Chlamydien auch für Männer gefährlich

Auch bei Männern drohen Spätfolgen. Entzündungen der Harnröhre, der Prostata und der Hoden sowie in seltenen Fällen auch der Gelenke können die Folgen einer unbehandelten Chlamydieninfektion sein. Eine Sterilität kommt bei Männern seltener vor als bei Frauen, ist aber ebenfalls möglich.

Chlamydienuntersuchung in der Schwangerschaft

Auch in der Schwangerschaftsvorsorge sind Chlamydien ein Thema. Routinemäßig werden alle Frauen auf eine Infektion getestet, denn für das ungeborene Kind stellen die Bakterien ebenfalls ein Risiko dar. So soll verhindert werden, dass sich ein Baby während der Geburt ansteckt, was zu Augeninfektionen oder einer Lungenentzündung führen kann, die schwierig zu therapieren sind.

Chlamydien: Ansteckung verhindern

Hauptübertragungswege sind Vaginal- und Analsex sowie die gemeinsame Nutzung von Sexspielzeug. Aber auch über eine Tröpfcheninfektion können Chlamydien manchmal übertragen werden. Anstecken kann man sich immer dann, wenn die Schleimhaut mit infizierter Schleimhaut oder Körperflüssigkeit in Kontakt kommt.

Kondome sind der beste Schutz vor einer Ansteckung. Aber: Da Chlamydien nicht nur beim Geschlechtsverkehr übertragen werden, gibt es keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Ansteckung. Daher sollte bei einem Verdacht auf eine Infektion oder bei Anzeichen ein Arzt aufgesucht werden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherchen
  • Deutsche Aids-Hilfe
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