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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Großer Deutschland-Atlas Ärztemangel: Überraschende Flecken auf der Karte
Der Bundesgesundheitsminister warnt vor einem massiven Ärztemangel in den kommenden Jahren. Was dahintersteckt und wie die Lage aktuell ist.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat trübe Aussichten für die Gesundheitsversorgung der kommenden Jahre: "Wir haben 50.000 Ärztinnen und Ärzte in den letzten zehn Jahren nicht ausgebildet. Daher werden uns in den nächsten Jahren flächendeckend die Hausärztinnen und Hausärzte fehlen. Wir werden in eine ganz schwierige Versorgungssituation kommen", sagte er im ARD-"Bericht aus Berlin". Den künftigen Mangel "kann man sich noch gar nicht richtig vorstellen", warnte er.
Klar ist: Immer weniger junge Menschen entscheiden sich heute für den Beruf des Hausarztes und wählen stattdessen eher spezialisierte Facharztberufe. Um neue Anreize für die Profession zu setzen, soll die Bezahlung verbessert werden. Lauterbach plant dazu ein Gesetz, nach dem die Obergrenzen bei der Vergütung (Budgetierung) wegfallen und Hausbesuche besser bezahlt werden sollen. Das geht aus dem Entwurf zum sogenannten "Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz" hervor.
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Bessere Honorare als die Lösung?
Ärgernis bei der Budgetierung war bislang, dass Ärzten dann Honorar abgezogen wurde, wenn sie ihr Budget überzogen haben, weil sie Patienten öfter einbestellen oder mehr Medikamente verordnen müssen. Das trifft besonders Praxen mit vielen alten und/oder schwerkranken Patienten.
In einigen Regionen ist der Ärztemangel schon heute Realität. Allerdings lässt sich das Problem nicht ausschließlich auf ein Stadt-Land-Gefälle reduzieren. Im ZDF erklärte Antonius Schneider vom Institut für Allgemeinmedizin an der TU München, es handele sich eher um eine Über-, Unter- und Fehlversorgung. Klar ist: Mit 198 Patienten je Arzt war die Versorgungsdichte nie höher.
Aber: Die Ärzte sind offenbar falsch verteilt. An attraktiven Orten – vorrangig im städtischen Raum – gebe es viele Ärzte und die Versorgung sei wohl besser denn je, so Schneider. Mancherorts scheine es sogar zu viele Ärzte zu geben. Das könne laut dem Experten dazu führen, dass die Versorgung wegen mangelnder Koordination chaotisch und weniger effizient ablief. In unattraktiven Regionen drohe hingegen ein Mangel.
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Ärztemangel nicht nur in ländlichen Regionen ein Problem
Dass diese unattraktiven Regionen nicht nur ausschließlich im ländlichen Bereich zu finden sind, belegt die Karte. Auch in sozial schwachen Regionen im städtischen Raum besteht schon heute eine Unterversorgung mit Hausärzten. Deutlich wird: Betroffen vom Ärztemangel sind große Teile von Ostdeutschland, aber auch in vielen Regionen des Westens gibt es massive Lücken.
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Ein zusätzliches Problem offenbart sich in den nächsten Jahren: Durch den demografischen Wandel gibt es immer mehr ältere Patienten. Und immer mehr ältere Ärzte gehen in den Ruhestand. Das wird die Situation zusätzlich verschärfen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Kassenärztliche Bundesvereinigung
- zdf.de: "Warum der Ärztemangel komplexer ist", 13.04.2024
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa