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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schon junge Menschen betroffen Schlaganfallgefahr: Überraschender Risikofaktor entdeckt
Schlaganfälle bei jüngeren Menschen sind häufiger geworden. Eine Studie offenbart, dass dabei andere Risikofaktoren dominieren als bei Älteren.
Bei Menschen ab 55 Jahren sind Schlaganfälle in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Entgegen dieser Entwicklung hat die Erkrankung aber bei jüngeren Menschen stetig zugenommen. Bislang ging man davon aus, dass dabei dieselben traditionellen Risikofaktoren eine Rolle spielen wie im höheren Alter: vor allem Bluthochdruck, Diabetes, starkes Übergewicht oder eine koronare Herzkrankheit.
Doch seit einiger Zeit zeigen Studien eine Häufung von Schlaganfällen bei jungen Erwachsenen, die diese Faktoren nicht aufweisen. US-Wissenschaftler haben nun untersucht, was bei ihnen häufig zugrunde liegt – mit überraschendem Ergebnis.
Schlaganfall-Risiko
Zu den traditionellen oder auch klassischen Faktoren zählen: Bluthochdruck, Diabetes, Lipidstoffwechselstörungen, Schlafapnoe, periphere arterielle Verschlusskrankheit, koronare Herzkrankheit, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Rauchen, Adipositas und Herzinsuffizienz.
Schlaganfall-Risiko: Bis 35 dominieren nicht-traditionelle Faktoren
Im Rahmen ihrer Studie werteten sie Daten von mehr als 10.000 Probanden aus, darunter 2.618 Personen, die einen Schlaganfall erlitten hatten und 7.827 Personen ohne Schlaganfall. Der Vergleich dieser beiden Gruppen sollte die Risikofaktoren aufzeigen, die am häufigsten mit Schlaganfällen assoziiert waren.
Die Analyse ergab, dass nicht-traditionelle Risikofaktoren wie
- Migräne,
- Blutgerinnungsstörungen,
- Niereninsuffizienz,
- Autoimmunerkrankungen und
- Krebserkrankungen
bei Personen im Alter von 18 bis 44 Jahren immer öfter mit der Entwicklung eines Schlaganfalls verbunden waren. Besonders häufig waren diese Risikofaktoren demnach bei Personen unter 35 Jahren zu beobachten.
Bei den 18- bis 34-Jährigen waren sogar mehr Schlaganfälle mit nicht-traditionellen Risikofaktoren assoziiert (31,4 Prozent bei Männern und 42,7 Prozent bei Frauen) als mit traditionellen Risikofaktoren (25,3 Prozent bei Männern und 33,3 Prozent bei Frauen).
"Je jünger Patienten zum Zeitpunkt des Schlaganfalls sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Schlaganfall auf einen nicht-traditionellen Risikofaktor zurückzuführen ist", sagte Studienautorin Michelle Leppert, Neurologieprofessorin an der Universität von Colorado in Aurora in einer Pressemitteilung.
- Lesen Sie auch: Schlaganfall-Anzeichen können schon Jahre vorher auftreten
Große Bedeutung der Migräne war eine Überraschung
Migräne ist laut der Studie der wichtigste nicht-traditionelle Schlaganfall-Risikofaktor bei jüngeren Menschen. Bei den 18- bis 34-Jährigen war die Erkrankung bei 20,1 Prozent der Schlaganfälle bei Männern und 34,5 Prozent der Schlaganfälle bei Frauen beteiligt.
Dieser hohe Anteil erstaunte die Forscher. "Es gab zahlreiche Studien, die einen Zusammenhang zwischen Migräne und Schlaganfall gezeigt haben. Aber wir zeigen erstmals, wie stark der Risikofaktor Migräne offenbar ist", so Leppert.
In Kürze
Migräne ist eine Kopfschmerzerkrankung, die zu den Erkrankungen des Gehirns und damit zu den neurologischen Erkrankungen zählt. Definiert ist sie durch wiederkehrende, anfallsartig auftretende Kopfschmerzen mit einer Dauer von 4 bis 72 Stunden.
Die Kopfschmerzen bei Migräne sind mäßig bis sehr stark. Oft sind sie begleitet von weiteren Beschwerden wie Übelkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit.
Wie die Forscher weiter berichten, gibt es bereits einige Annahmen dazu, wie Migräne Schlaganfälle auslösen könnte:
- durch eine erhöhte Gerinnungsneigung,
- durch eine Minderdurchblutung,
- durch Veränderungen an der Gefäßwand,
- durch kleine Blutgerinnsel,
- weil es eine gemeinsame genetische Basis geben könnte oder
- infolge der Medikation mit nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) und Triptanen.
Es sei jedoch unbekannt, wie viel jeder einzelne dieser Faktoren zu der Risikoerhöhung beiträgt und ob das erhöhte Schlaganfall-Risiko sich durch eine Behandlung der Migräne senken lässt.
Um die Belastbarkeit dieser Ergebnisse zu überprüfen, sollen weitere Untersuchungen folgen. Die Studie wurde kürzlich im englischsprachigen Fachblatt "Circulation: Cardiovascular Quality and Outcomes" veröffentlicht.
Neurologische Erkrankungen nehmen stark zu
Eine weitere, aktuelle US-Studie zeigt: Erkrankungen des Nervensystems haben die Herz- und Kreislauf-Erkrankungen an der Spitze der weltweit verbreitetsten Gesundheitsprobleme abgelöst. Demnach litten im Jahr 2021 mehr als 3,4 Milliarden Menschen und damit 43 Prozent der Weltbevölkerung an einer Erkrankung des Nervensystems wie Demenz, Migräne, Parkinson, Tinnitus, Schlafstörungen oder Schlaganfall. Hauptursache dieser Entwicklung sei die zunehmende Überalterung.
Für viele neurologische Krankheiten gibt es bislang keine Heilung. Maßnahmen zur Vorbeugung von Bluthochdruck und Diabetes sowie ein Verzicht auf Alkohol können das Erkrankungsrisiko jedoch senken, betonen Wissenschaftler. Mehr dazu, wie Sie sich vor einem Schlaganfall schützen, lesen Sie hier.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.