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Irak | Menschen-Schmuggler "Scorpion" verhaftet: "Gott sagt nie, geh ins Boot"


"Scorpion" hat Tausende geschleust
Menschen-Schmuggler verhaftet: "Gott sagt nie, geh ins Boot"


13.05.2024Lesedauer: 2 Min.
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2012 arbeitete Barzan Majeed als Mechaniker im britischen Nottingham.Vergrößern des Bildes
2012 arbeitete Barzan Majeed als Mechaniker im britischen Nottingham.

Er hat tausende Menschen über den Ärmelkanal geschleust, ist einer der meistgesuchten Menschen-Schmuggler Europas. Jetzt hat die BBC Barzan Majeed ausfindig gemacht. Er ist verhaftet worden.

Die BBC hat einen der meistgesuchten Menschenschmuggler Europas im Irak aufgespürt und seine Festnahme ermöglicht. Barzan Majeed, bekannt als "Scorpion", wurde am Sonntagmorgen in irakischem Kurdistan festgenommen, wie ein hochrangiger Regierungsbeamter informierte.

Majeed und seine Bande waren über Jahre hinweg stark in den Menschenschmuggelhandel über den Ärmelkanal involviert. Sie transportierten Menschen in Booten und Lastwagen. Laut eigener Aussage hat Majeed Tausende von Migranten über den Kanal befördert: "Vielleicht tausend, vielleicht 10.000. Ich weiß es nicht, ich habe nicht gezählt", sagte er gegenüber der BBC.

Journalisten hatten den "Scorpion" aufgespürt

Die Reporter des britischen Senders konnten Majeed in der Stadt Sulaymaniya aufspüren und die Behörden informieren. Diese verhafteten ihn am frühen Morgen vor seinem Haus ohne größere Probleme. Die Anklage gegen ihn wird nun geprüft und europäische Polizisten und Staatsanwälte werden ihn befragen.

Auch die britische National Crime Agency (NCA) bestätigte die Festnahme von Majeed und dankte der BBC für ihre investigative Arbeit: "Wir sind weiterhin entschlossen, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die kriminellen Netzwerke, die am Menschenschmuggel nach Großbritannien beteiligt sind, zu zerschlagen."

Schmuggelaktivitäten zwischen 2016 und 2021

Majeeds Bande soll zwischen 2016 und 2021 maßgeblich den Menschenschmuggel zwischen Europa und Großbritannien kontrolliert haben. Bereits vor zwei Jahren wurden 26 Bandenmitglieder in Großbritannien, Frankreich und Belgien verurteilt, Majeed selbst entkam allerdings der Verhaftung. In Abwesenheit wurde er von einem belgischen Gericht wegen Menschenschmuggels in 121 Fällen zu zehn Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 968.000 Euro (834.000 Pfund) verurteilt.

Majeed selbst war 2006 auf der Ladefläche eines Lastwagens illegal nach Großbritannien eingereist und wurde 2015 nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe wegen Drogen- und Waffendelikten in den Irak abgeschoben. Kurz darauf übernahm er die Menschenschmuggeloperation seines älteren Bruders, nachdem dieser in Belgien inhaftiert worden war.

Kein Gefühl für ertrunkene Geflüchtete

In einem Telefoninterview mit der BBC zeigte Majeed wenig Mitgefühl für ertrunkene Migranten. "Gott [schreibt es auf], wann du sterben wirst, aber manchmal ist das deine Schuld“, sagte er und fügte hinzu: „Gott sagt nie ‚Geh ins Boot‘." Er habe ja niemanden überredet, die gewagte Überfahrt zu starten, bei der auch viele Menschen ihr Leben verloren haben. Majeed sagte: "Niemand hat sie gezwungen. Sie wollten, Sie flehten die Schmuggler an: ‚Bitte, bitte tun Sie das für uns.‘"

Seit 2018 sind mehr als 70 Migranten beim Versuch, den Ärmelkanal zu überqueren, ums Leben gekommen. Im vergangenen Monat starben fünf Menschen, darunter ein siebenjähriges Mädchen, vor der Küste Frankreichs.

Fast 30.000 Menschen versuchten im Jahr 2023 die Überfahrt, und sie zahlen in der Regel jeweils 6.000 Pfund (rund 7.000 Euro), um die gefährliche Reise zu unternehmen.

Ann Lukowiak von der belgischen Staatsanwaltschaft begrüßte die Nachricht seiner Festnahme: "Endlich haben wir die Chance, dass ihm in diesem Fall Gerechtigkeit widerfährt und dass er sich seinen Verbrechen direkt stellen und dafür zur Rechenschaft ziehen kann."

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