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Bargeldverbot: Wie lange wird es im Einzelhandel noch Bargeld geben?


Alles nur noch digital
Gibt es bald kein Bargeld mehr?


Aktualisiert am 20.01.2024Lesedauer: 4 Min.
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Bezahlen im Einzelhandel: Digitale Bezahldienste wie Paypal, Klarna, Giropay, Apple Pay oder Google Pay werden immer beliebter. (Quelle: Hispanolistic)

Längst bezahlen wir Kleinstbeträge kontaktlos mit einer Girocard oder dem Handy, online mit Paypal, Klarna & Co. Wird Bargeld zum Auslaufmodell?

Bargeld wird immer weniger genutzt. In einer Umfrage von Statista zeigt sich, dass der Bargeldeinsatz im Einzelhandel in Deutschland seit 2005 kontinuierlich von ehemals 63,6 Prozent auf 37,5 Prozent zurückgegangen ist. Umgekehrt ist das Bezahlen mit Girocard, Kreditkarte oder mit dem Handy populärer geworden. Ein Grund: Die Digitalisierung macht vieles einfacher.

So bieten etwa immer mehr Ämter ihre Services online an. Viele Behördengänge lassen sich von zu Hause aus digital erledigen – und bezahlen. Selbst drei Brötchen können Sie beim Bäcker mittlerweile oft kontaktlos zahlen. Der Schritt bis zur bargeldlosen Gesellschaft scheint nicht mehr weit zu sein. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wie lange wird es noch Bargeld geben?

Wird Bargeld bald abgeschafft?

Gründe, die für Bargeld sprechen, sind: Vertrautheit, schnelle Verfügbarkeit und Anonymität. Letzteres ist den Staaten ein Dorn im Auge. Sie wollen mehr wissen, zum Beispiel wie viel Geld woher kommt und was damit bezahlt wurde. Insbesondere bei größeren Bargeldbeträgen über 10.000 Euro liegt der Verdacht nahe, dass es sich um Schwarzgeld handeln könnte.

Derzeit hat der Gesetzgeber keinerlei Pläne, Bargeld in Deutschland abzuschaffen, im Gegenteil. Erst im Juni vergangenen Jahres sprach sich die Bundesregierung im Zusammenhang mit dem sogenannten digitalen Euro für Bargeld aus: "Bargeld ist und bleibt die zentrale Geldform unserer freiheitlichen Gesellschaft", hieß es wörtlich in einer Stellungnahme vom 30.6.2023.

Mit ihrem Bekenntnis zum Bargeld trifft die Regierung die Stimmung in der Gesellschaft: Die Mehrheit der Deutschen (74,5 Prozent) ist laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Splendid Research gegen eine völlige Abschaffung. Umgekehrt kann sich jeder Vierte vorstellen, in einigen Jahren auf Bargeld zu verzichten, wie die Unternehmensberatung Bearingpoint herausfand.

Wird die Bargeldobergrenze sinken?

Das Europäische Parlament hat im Januar 2024 beschlossen, Bargeldzahlungen im Geschäftsverkehr auf 10.000 Euro zu begrenzen, um noch effektiver Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu bekämpfen. Die Entscheidung bedeutet, dass Einkäufe über 10.000 Euro in der EU nicht mehr bar bezahlt werden dürfen.

Der Autokauf mit Bargeld ist dadurch kaum noch möglich – viele Autohäuser nehmen bereits heute keines mehr an. Ausnahmen soll es jedoch für Geschäfte zwischen privaten Verbrauchern geben. Auch beim Kauf von Schmuck oder anderen wertvollen Gütern könnte das Barzahlen schwieriger werden.

Schon heute existieren in einzelnen Ländern der EU unterschiedliche Bargeldobergrenzen. In 18 von 27 Mitgliedstaaten gibt es eine staatlich festgelegte Bargeldgrenze, die zwischen 500 Euro in Griechenland und 15.000 Euro in Kroatien liegt. Deutschland befürwortet eine Grenze von 10.000 Euro. Nach dem EU-Beschluss sind die einzelnen Mitgliedsländer verpflichtet, ihre eigenen Bargeldgrenzen festzulegen.

In Deutschland gilt:

  • Einzahlungen aufs Konto: Beim Einzahlen von über 10.000 Euro auf das eigene Konto muss ein Nachweis über die Herkunft des Geldes erbracht werden. Lesen Sie hier, was Sie bei der Einzahlung von Bargeld auf Ihr Konto beachten müssen.
  • Kauf von Edelmetallen: Wer Gold, Platin, Silber oder Kunstgegenstände erwerben möchte, ist ab einem Wert von 1.999 Euro verpflichtet, seinen Ausweis vorzulegen, um seine Identität zu bestätigen.
  • Kauf von Immobilien oder Gesellschaften: Nach dem Sanktionsdurchsetzungsgesetz (SDG II) dürfen Sie seit dem 1. April 2023 den Immobilienkauf nicht mehr bar bezahlen (§ 16a GwG). Auch den Erwerb von Gesellschaften, die Immobilien besitzen oder Beteiligungsrechte an ihnen haben, schließen Bestimmungen ein. Falls der Notar für die Beurkundung des Kaufvertrages einen Verstoß gegen das Bargeldverbot feststellt, ist er verpflichtet, dies bei der Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen anzuzeigen.

Droht ein schleichendes Bargeldverbot?

Aus Sicht mancher: Ja. Die Einführung einer Obergrenze von Bargeld könnte jede kommende Regierung im Kampf gegen Geldwäsche dazu verleiten, sie immer weiter herabzusetzen. So sieht etwa die Bayerische Staatsregierung in einer strengeren Bargeldobergrenze ein Indiz dafür, dass die schleichende Abschaffung des Bargelds weiter Fahrt aufnehme und damit den "Freiheitsgedanken" untergrabe. "Bargeld ist schnell, direkt und greifbar, schützt die Privatsphäre und ist unabhängig von technischer Infrastruktur", so Bayerns Finanzminister Albert Füracker.

Soll der digitale Euro Bargeld ersetzen?

Bis mit einem digitalen Euro bezahlt werden kann, wird es aus Sicht der Bundesbank noch mehrere Jahre dauern. Frühestens 2028 könnte es so weit sein. Bis dahin müssen ein Regelwerk fertiggestellt sowie Anbieter für die Entwicklung einer Plattform und Infrastruktur ausgewählt werden. Der digitale Euro werde das Bargeld ergänzen, es aber nicht ersetzen, versichert die Europäische Zentralbank (EZB).

Was ist der digitale Euro?

Der digitale Euro, auch E-Euro genannt, soll ein schnelles und gesetzliches Zahlungsmittel werden, gestaltet auf vollständig digitaler Basis. Er soll das Bargeld (Münzgeld und Banknoten) sowohl für Privatpersonen als auch Unternehmen ergänzen. Der digitale Euro kann in einer elektronischen Geldbörse, einer sogenannten Wallet, aufbewahrt werden. Er soll Zahlungsabwicklungen über Mastercard, Visa, Girocard, Apple Pay oder Google Pay ermöglichen.

Nach dem Willen der EU-Kommission soll der digitale Euro zusätzlich zu Banknoten und Münzen gesetzliches Zahlungsmittel werden. Die Behörde in Brüssel will sogar per Gesetz sicherstellen, dass Bargeld in der Europäischen Union weiterhin breit akzeptiert wird und Verbraucher flächendeckend Zugang dazu haben. Verbraucher sollen frei entscheiden können, ob sie bar oder digital bezahlen wollen, heißt es in einem vorgelegten Gesetzesvorschlag der EU-Kommission.

Schweden als Vorbild?

Übrigens: Das erste Land, das in Europa auf Bargeld verzichten will, ist Schweden. In vielen schwedischen Geschäften finden Sie Schilder mit der Aufschrift "Vi tar inte emot kontanter", "Wir nehmen kein Bargeld". Selbst Kleinstbeträge werden in Schweden mit Karte bezahlt. Der Grund: Einzelhändler und Banken befürchten Überfälle und Diebstähle, wenn sie zu viel Bargeld in der Kasse haben. Selbst Kinder dürfen mit einer eigens für sie entwickelten App bargeldlos bezahlen.

Verwendete Quellen
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