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Stefan Effenberg: Der Rekordmeister hat eine große Schwäche


Problembereich beim Meister
Die Bayern haben eine große Schwäche

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 05.08.2022Lesedauer: 5 Min.
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LEIPZIG, GERMANY - JULY 30: Matthijs de Ligt of FC Bayern München reacts with his team mates during the Supercup 2022 match between RB Leipzig and FC Bayern München at Red Bull Arena on July 30, 2022 in Leipzig, Germany. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)Vergrößern des Bildes
Bayern-Neuzugang Matthijs de Ligt: Der Abwehrchef ist noch nicht bei 100 Prozent. (Quelle: Alexander Hassenstein/getty-images-bilder)

Der FC Bayern zeigt vorm Ligastart Dominanz – und Schwächen. Bei Verfolger RB Leipzig bahnen sich gleich zwei große Coups an.

Eintracht Frankfurt und der FC Bayern eröffnen am heutigen Freitagabend die neue Bundesligasaison. Was für ein Kracher gleich zum Start! Dass es für Bayern zuletzt in Frankfurt immer unangenehm zu spielen war, weiß nicht nur Niko Kovac gut, der 2019 nach einem 1:5 als FCB-Trainer entlassen wurde.

Wir können uns alle auf eine spannende Saison freuen, nicht nur in Sachen Meisterkampf, wo ich Leipzig als Bayern-Jäger Nummer eins sehe, aber auch Dortmund und Leverkusen zutraue, um den Titel mitzuspielen. Daran ändert auch das Pokal-Aus der Leverkusener nichts. Ich habe selten so eine große Vorfreude gespürt. Und das Acht-Tore-Spektakel, das Bayern und Leipzig im Supercup geboten haben, hat dies noch mal verstärkt.

Bayerns Offensive beeindruckt

Man hat sowohl bei Leipzig als auch bei Bayern viel Positives gesehen, aber auch viele Dinge, die noch nicht so gut waren. Die Bayern haben bei ihrem 5:3-Sieg phasenweise aber gezeigt, wie dominant sie auch ohne Robert Lewandowski weiterhin sein können. Diese Gefahr, die sie in der Offensive ausstrahlen, hat mich beeindruckt; mit Sadio Mané und Serge Gnabry ganz vorne, mit Thomas Müller, Jamal Musiala und später Kingsley Coman sowie Leroy Sané dahinter.

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Das sind alles unfassbar schnelle, zielstrebige Spieler, die permanent ihre Position wechseln. Das macht es für die Verteidiger nicht einfach und Bayern sehr schwer ausrechenbar. Sie haben nach wie vor unglaubliche Power im Spiel nach vorne und extrem hohe Qualität. Einen Ausnahmefußballer wie Lewandowski kannst du nicht eins zu eins ersetzen. Du hast diesen Torgaranten jetzt nicht mehr, aber Bayern muss das auf mehrere Schultern verteilen.

Musiala muss jetzt gesetzt sein

Speziell Musiala hat sich im Supercup-Finale direkt wieder in den Vordergrund gespielt. Er war herausragend, der mit Abstand beste Spieler auf dem Platz und hat den Unterschied ausgemacht. Fast jede gefährliche Aktion lief über ihn. Und ich wünsche mir für ihn, dass er jetzt auch auf die Spielzeit kommt, die er sich durch diesen Auftritt verdient hat. Wenn das Leistungsprinzip zählt, muss Musiala jetzt gesetzt sein – und zwar auch bei der Nationalmannschaft. Er kann nämlich auch bei der WM ein absoluter Unterschiedsspieler werden.

Wichtig ist aber auch, dass du die richtige Balance findest in der Bewegung gegen den Ball. Dort hatte Bayern schon letzte Saison Schwächen, die man jetzt auch gegen Leipzig wieder gesehen hat. Bayern musste in den vergangenen beiden Jahren viele Gegentore schlucken: insgesamt 109 in 98 Pflichtspielen. Das ist deutlich zu viel. Dabei muss die Defensive eigentlich immer das Prunkstück sein. In der Bundesliga kann man das noch einigermaßen kaschieren, auf internationaler Ebene aber nicht. Daran werden sie weiterhin arbeiten müssen. Die große Kunst ist es, Spektakel anzubieten, aber trotzdem die nötige Kompaktheit zu haben. Denn du machst auch nicht in jedem Spiel fünf Tore.

Ich bin mir ganz sicher, dass Matthijs de Ligt dabei in Zukunft ein ganz wichtiges Puzzleteil sein wird. Auch wenn er noch nicht bei 100 Prozent ist, braucht er jetzt einfach die Spiele, damit er schnell in seinen Rhythmus kommt.

Timo Werner wäre eine richtige Verstärkung

Im Moment liegen die Probleme der Münchner aber weiterhin in der Abwehr. Und nach einer enttäuschenden ersten Halbzeit hat es Leipzig auch geschafft, Bayerns Schwächen deutlich aufzuzeigen. Da hat man gesehen, was für eine Wucht auch sie mit Christopher Nkunku, Dominik Szoboszlai, Emil Forsberg, André Silva und Co. im Angriff bereits haben.

Timo Werner, dessen Rückkehr im Gespräch ist, wäre trotzdem noch mal eine richtige Verstärkung. Er hat mich in Leipzig begeistert, als er vor drei Jahren noch unter Julian Nagelsmann 28 Bundesligatore erzielt hat. Das ist ein Spieler, der jedem Topverein gut zu Gesicht stehen würde und die Liga aus dem Effeff kennt.

Dass Leipzig mittlerweile bei den ganz Großen mitspielt, zeigt RB mit der Verpflichtung von David Raum. Ein richtig guter Einkauf, der Leipzig noch mal nach vorne bringt und die hohen Ansprüche unterstreicht.

Eberl wäre ein echtes Statement

Ein echtes Statement wäre definitiv die Verpflichtung von Max Eberl als Sportdirektor oder Geschäftsführer Sport. Das ist aber ganz alleine Max Eberls Entscheidung. Und wenn er sagt, dass er Stand heute noch nicht bereit dafür ist, dann muss man das auch akzeptieren. Ich bin mir aber sicher, dass er in absehbarer Zeit auf die Bühne Bundesliga zurückkehren wird. Wenn das in Leipzig sein wird, kann das nur gut sein für RB. Er hat in Gladbach bewiesen, was für ein ausgezeichneter Manager er ist, und könnte Leipzig schon noch mal auf ein neues Level bringen.

Er wird sich äußern, wenn es an der Zeit ist. Und man sollte ihm die Zeit geben, die er benötigt. Vielleicht sind das drei, sechs oder auch noch zwölf Monate. Er wird zurückkommen und wieder ein Gewinn sein, da bin ich mir sicher. Wann, das werden wir sehen.

Die Bundesliga bietet schon jetzt noch so viel mehr. Was wird mit Gladbach? Spannend finde ich Union, Freiburg oder Köln, die uns international vertreten – auch Mario Götze, der zurückgekommen ist. Was ist mit Frankfurt und Wolfsburg? Mit Bremen und Schalke sind zwei große Traditionsvereine wieder zurück. All das macht die Liga sehr reizvoll.

Bobic wird an dieser Saison gemessen

Interessant wird es auch sein, wie es bei Hertha BSC nach dem Pokal-Aus in Braunschweig weitergeht. Das war das Schlimmste, was – nach so einer Relegation – jetzt passieren konnte. Das macht den Start extrem kompliziert. Jetzt kommt in der Liga gleich das Derby bei Union auf Hertha zu. Und direkt danach Frankfurt, auswärts Gladbach und dann Borussia Dortmund. Das ist schon ein Hammerauftaktprogramm und könnte wieder ein sehr schwieriges Jahr für Berlin werden. So bitter wie es ist: Die Hertha wird auch diese Saison gegen den Abstieg spielen.

Fredi Bobic hat letztes Jahr um Zeit gebeten, weil er den Kader aufräumen und umbauen musste. Mit der Verpflichtung von Felix Magath hat er letzte Saison die richtige Entscheidung getroffen. Jetzt schauen alle auf dessen Nachfolger Sandro Schwarz. Und damit steht auch Bobic automatisch in der Pflicht und Verantwortung. Fredi Bobic wird definitiv am Abschneiden in dieser Saison gemessen. Sein sportliches Schicksal ist jetzt schon mit dem von Sandro Schwarz verknüpft, wenn auch noch nicht final.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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