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Postbetrüger von Hannover: Diese Schätze hortete die 60-Millionen-Bande


Betrug in Hannoveraner Postfilialen
Diese Schätze hortete die 60-Millionen-Euro-Bande

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 07.05.2024Lesedauer: 2 Min.
Geldkoffer (Symbolbild): In einer Post-Partnerfiliale fanden die Ermittler 399.000 Euro Bargeld.Vergrößern des BildesGeldkoffer (Symbolbild): In einer Post-Partnerfiliale fanden die Ermittler 399.000 Euro Bargeld. (Quelle: YAY Images/imago-images-bilder)
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Die Bande operierte von ganz normalen Postfiliale aus. Die Reichtümer, die die Gauner beiseiteschafften, erscheinen gigantisch.

Eine Bande von Betrügern soll in Hannover mehr als 60 Millionen Euro über ein komplexes Kontogeflecht gewaschen haben. Das Geld sollen sich die 15 Mitglieder in vier eigens betriebenen Postagenturen selbst ausgezahlt haben – pro Filiale seit Mitte 2021 bis zum Ende der Betrügereien im Schnitt täglich mehr als 20.000 Euro in bar.

Am Dienstag nannte Staatsanwalt Oliver Eisenhauer t-online weitere Details zu der Großrazzia, über die die Behörden am Montag erstmals informiert hatten: In einer der durchsuchten Postagenturen lagen demnach noch 399.000 Euro Bargeld herum, an anderen Orten stießen die Ermittler auf weitere Schätze. Sie beschlagnahmten unter anderem drei Mercedes-Oldtimer im Gesamtwert von 53.000 Euro, einen VW Phaeton, Goldringe, Luxus-Handtaschen, edle Uhren von Breitling und Rolex, einen sieben Kilogramm schweren Sack mit einer Sammlung von Silbermünzen darin und Gold.

Hannover-Bande: Herkunft von 58 Millionen Euro noch ungeklärt

Darüber hinaus wurden bei der Razzia Ende April Konten und Eigentumswohnungen im Wert von 400.000 Euro gepfändet, was die Frage aufwirft: Wo ist eigentlich der Rest der 60 Millionen Euro geblieben?

Für diesen Punkt interessiert sich die Staatsanwaltschaft genauso brennend wie für die umgekehrte Frage, woher die 60 Millionen Euro ursprünglich kommen. Nur für einen Teil des Geldes gibt es nämlich bisher Erklärungen: Rund zwei Millionen Euro sollen aus mannigfaltigen Betrugsmaschen stammen. Das Geld wurde der Staatsanwaltschaft zufolge unter anderem mit dem sogenannten Enkeltrick, durch Phishing oder Anlage- und Abrechnungsbetrug erbeutet.

Post-Partnerfiliale (Symbolbild): Vier solcher Filialen in Hannover sollen von Mitgliedern einer Bande benutzt worden sein.
Post-Partnerfiliale (Symbolbild): Vier solcher Filialen in Hannover sollen von Mitgliedern der Bande benutzt worden sein. (Quelle: Peters/imago-images-bilder)

So soll die Bande vorgegangen sein

Ein Teil der Bandenmitglieder soll in Osteuropa Strohleute angeworben und sie vermutlich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Hannover gelockt haben. Hier gründeten die Strohleute, die kaum Deutsch sprachen, bei immer demselben Notar Scheinfirmen. Während sie offenbar dachten, eine legale Berufsperspektive in Deutschland zu erhalten, wurden ihre Papiere kopiert und in den Postagenturen der Bande zahlreiche Konten auf ihre Namen eröffnet. Solche privaten Post-Partnerfilialen gibt es in Deutschland zuhauf. Sie befinden sich in Kiosken, Schreibwarenläden oder Lebensmittelgeschäften, in einigen von ihnen können Postbank-Kunden auch ihre Finanzsachen erledigen.
Die Strohleute erhielten für die Firmengründungen offenbar nur eine geringe Bezahlung, in einem Fall geht die Staatsanwaltschaft von einem bloß dreistelligen Eurobetrag aus. Anschließend wurden sie wieder nach Hause geschickt, während die Betrüger nun die Konten für ihre Geschäfte nutzten. Der Vorteil: Geriet ein Konto während Ermittlungen in Verdacht, richteten sich die Untersuchungen zunächst gegen den offiziellen Kontoinhaber – der aber schon längst nicht mehr in Hannover weilte und somit für die Behörden nur schwer greifbar war.

Ebenfalls noch unbeantwortet ist die Frage, wer die Betrügereien beging, deren Erlöse auf die Konten der Bande flossen. Arbeiteten die Gangster komplett selbstständig? Oder waren sie als eine Art Geldwäsche-Serviceagentur für andere Kriminelle tätig?

"Welcher Kriminelle vertraut anderen so sehr?"

Die Betrugsmaschen, von denen die Ermittler bisher wissen, sollen teilweise technisch recht anspruchsvoll gewesen sein. Staatsanwalt Eisenhauer nennt hier zum Beispiel das betriebene Phishing, das in der Regel über gefälschte Webseiten, E-Mails oder Kurznachrichten läuft.

Außerdem waren die Methoden so divers, dass der Gedanke naheliegt, dass nicht nur die 15 mutmaßlichen Bandenmitglieder daran mitwirkten. "Aber", sagt Staatsanwalt Eisenhauer, "welcher Kriminelle vertraut anderen Kriminellen so sehr, dass er ihnen viele Millionen Euro überlassen würde?"

Hatten die Bandenmitglieder also möglicherweise gute und stabile Kontakte zu Gruppen der Organisierten Kriminalität? Zur Mafia, zu Clans, zu Rockern? Anhaltspunkte dafür gibt es der Staatsanwaltschaft zufolge zumindest derzeit noch nicht. "Strafrechtlich wesentlich in Erscheinung getreten" ist laut Staatsanwaltschaft bisher nur einer der 15 Beschuldigten. "Aber das nicht wegen Betrugs. Und die Tat ist auch schon mehr als zehn Jahre her."

Verwendete Quellen
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