Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fitness Ungleiche Brustmuskeln – was tun?
Unterschiedlich große Brustmuskeln plagen zahlreiche Männer. Wie häufig ist dieses Problem, wie kann es dazu kommen und was lässt sich dagegen tun? WANTED.DE hat einen Sport-Experten um Rat gefragt.
Vielleicht stellen Sie sich nun auch vor den Spiegel und unterziehen Ihren Körper einer eingehenden Prüfung: Ist die eine Brust vielleicht größer als die andere? Ist das nicht eigentlich ein Frauenproblem? Ganz und gar nicht! Wie der Blick in diverse Fitness-Foren zeigt, beschäftigen sich viele Männer mit dem Verhältnis ihrer Brustmuskeln, gerade wenn es um den Muskelaufbau geht.
Vorsicht vor Laien-Ratschlägen!
Doch lassen Sie sich nicht auf die Hilfestellungen von Nichtfachmännern ein – was hier steht, ist oft nicht medizinisch fundiert. "Die Antworten in Foren sind meist eher laienhaft, sehr häufig trivial bis vollkommen unzureichend und bewegen sich nahezu ausschließlich im Bereich der Mythen und des Kartenlesens", warnt Jürgen Pagel, Präsident des Bundesverbandes Personal Training (BPT) e.V.. Der Physiotherapeut und Dozent verweist darauf, dass das Thema in der Trainingswissenschaft keine große Rolle spielt. Jedoch hat er einige Erklärungen.
Einseitige Bewegungen oft der Grund
Auch wenn es keine offiziellen Zahlen und große wissenschaftliche Studien zu dieser Thematik gibt, bleibt das Problem für den einzelnen Mann bestehen – kann sogar die Psyche belasten, wenn der Betroffene sehr unter dem Anblick seiner ungleichen Brustmuskeln leidet. Pagel ist der Sache auf den Grund gegangen und schließt aus, dass dabei hormonelle oder wachstumsbedingte Störungen vorliegen. "Es handelt sich dabei sehr wahrscheinlich um eine sogenannte Prädilektion der Muskulatur, die durch Alltagsgewohnheiten und tägliche Herausforderungen geprägt dazu tendiert, sich unterschiedlich auszubilden." Einseitige Bewegungsabläufe, bei denen eine Seite beziehungsweise ein Arm bevorzugt wird, begünstigen also, dass sich die Brustmuskeln unterschiedlich entwickeln.
Prägung der Muskelfasern beginnt in der Pubertät
Um noch genauer zu sein: Die ungleichen Brustmuskeln entstehen durch den unterschiedlichen Ausprägungsgrad der Muskelfasertypen I bis II a/b, die sich vor allem in der Pubertät ausprägen. Der Sportexperte weiter: "Bis etwa zum 14. Lebensjahr wird der Grundstein für die Prägung der Muskelfasern gelegt. Verstreicht diese Zeit, ohne die weißen (sogenannte 'Fast Switch Fibers') Muskelfasern zu nutzen, werden diese verstärkt in rote Fasern ('Slow Switch Fibers') umgewandelt. Ein Zurück gibt es nicht mehr."
Wer also in dieser wichtigen Prägungsphase zu viel Zeit in Sitz- und Liegehaltungen verbringt, viele einseitige Handlungen ausführt und die Armbewegungen auf einer Seite bevorzugt, muss damit rechnen, dass sich die Muskelfasern dadurch unterschiedliche ausprägen und es später zu ungleichen Brustmuskeln kommt. Gerade bei intensivem Training wird diese einseitige Ausprägung in späteren Jahren offensichtlich.
Möglichst gleichmäßig trainieren
Immerhin, laut Pagel ist nicht mit gesundheitlichen Konsequenzen zu rechnen. Sie müssen also nicht zwingend etwas gegen ungleiche Brustmuskeln unternehmen.
Doch was tun, wenn die ungleiche Optik stört? "Spezielle Übungen gibt es genauso wenig, wie eine Generalisierung der Thematik", sagt Pagel. Grundsätzlich empfiehlt er ein möglichst gleichmäßiges Training für einen ausgeglichenen Muskelaufbau und das Kurzhanteltraining bei korrekter, seitengleicher Ausführung.
Viel oder wenig Gewicht?
Was Ihnen nicht weiterhilft, ist die in Fachkreisen Hypertrophietraining genannte Taktik – ein Training, das nur auf den reinen Muskelaufbau abzielt. Denn für die Funktionalität sollten alle Muskelfasern trainiert werden. Der Experte weiter: "Der gesamte Trainingsumfang sollte schnellkräftigende Übungen mit hohem Gewicht (bis 85 Prozent der Maximalkraft) ebenso umfassen, wie langsame Bewegungsausführungen mit relativ niedrigem Gewicht (maximal 70 Prozent der Maximalkraft)."
Training nicht nur mit Gewichten
Für ein ganzheitliches Training und einen gleichmäßigen Muskelaufbau braucht es eben mehr als Gewichte. Pagel erläutert, dass vor allem hochfunktionale Übungen, wie alle Varianten des Liegestütz und des Seitstütz, wichtig seien. Es komme darauf an, Bewegungen auszuführen, die den großen und den kleinen Brustmuskel ("Musculus pectoralis major et minor") im Schultergelenk unterstützen – und zwar bei der Adduktion (Heranziehen von Armen und Füßen zum Körper), der Innenrotation und der Elevation (Anheben). "Dies gelingt mit Gewichten nur begrenzt, weswegen Übungen mit dem eigenen Körpergewicht der Vollständigkeit wegen zu implementieren sind", so der Experte.
Wenn Sie konkret etwas gegen ungleiche Brustmuskeln tun wollen, kann es also hilfreich sein, mit einem fachkundigen Personal-Trainer das eigene Trainingsprogramm zu überarbeiten. So stellen Sie sicher, dass Sie den optischen Effekt durch eine einseitige Belastung nicht noch verschlimmern.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.